Die Social Media Kommunikation für eine Stadtverwaltung ist eine Sache – die für einen Bürgermeister oder Politiker eine ganz andere! Als Wahlkampftool haben es gerade die jüngeren Kandidaten für sich entdeckt. Der Erfolg gibt ihnen durchaus recht. Auf kaum einem anderen Weg lassen sich so viel Nähe und persönliche Einblicke einbauen. Dennoch gibt es Stolpersteine, die vielen nicht bewusst sind.

Die Bedeutung der Erzählperspektive in der politischen Kommunikation

Auf vielen Kanälen sieht man nach wie vor eher die klassische Form der Kommunikation:
  • Teilnahme des Bürgermeisters an Veranstaltung X.
  • Eröffnung von Projekt Y durch den Bürgermeister.
  • Preisübergabe an Kandidaten aus einem Wettbewerb.

Häufig wird dabei – wie in klassischen Pressemitteilungen – erzählt, welche Termine absolviert und welche Projekte abgeschlossen wurden. Der Kanal dreht sich um die Person – um den Bürgermeister in seiner Funktion. Hier und da wird vielleicht ein privates Bild mit Frau oder Familie eingestreut, um vermeintlichenden Anforderungen an den „persönlichen Touch“ gerecht zu werden. Hier liegt der grundlegende Fehler von sehr vielen Profilen.

Es sollte KEINE Selbstdarstellung des Bürgermeisters und seines Amtes sein. Der Schwerpunkt in der Kommunikation sollte immer das „Warum“ aus Sicht der Bürger sein. Die Kommunikation sollte klar machen, warum sich der Bürgermeister FÜR bestimmte Dinge engagiert und einsetzt. Welchen (persönlichen) Mehrwert hat das für die Bürger der Stadt? Wie verbessert es das Leben der Bürger? Warum werden sie zukünftig Vorteile haben, wenn Projekt X umgesetzt wird? Warum wurde eine politische Entscheidung getroffen und wie kam sie zustande?

Hier kann mal eine persönliche Perspektive einfließen, wenn beispielsweise der Bürgermeister auch selbst zur Gruppe der „Betroffenen“ gehört – zum Beispiel als Elternteil von Schulkindern und einem entsprechenden Engagement für Schulen und Digitalisierung. Wenn nachvollziehbar ist, aus welchen Gründen sich jemand für ein bestimmtes Thema einsetzt, wird er damit glaubwürdiger und menschlicher.

Die Macht von authentischer Bildsprache

Kurz noch ein Bild vom Handshake mit dem Partner oder eben das klassische gestellte Gruppenbild – dies sind die Standard-Motive, die im Regelfall die Berichte zu Aktivitäten begleiten. Sie erscheinen im Amtsblatt, auf der Website oder in der Tageszeitung. Der emotionale und informative Mehrwert dieser Bilder geht in den sozialen Medien leider verloren. Dort sind die Nutzer eine völlig andere Art der visuellen Ansprache gewohnt und „übersehen“ diese Art von Fotos schnell.
Die Bilder sollten emotional sein und die Stimmung der jeweiligen Veranstaltung widerspiegeln. Dazu gehören Momentaufnahmen z.B: wie sich Menschen unterhalten, lachen oder dem Redner zuhören. Besonders schön, wenn das Ganze dann auch aus der für den Betrachter ungewohnten Sicht des Bürgermeisters auf die Teilnehmer vermittelt oder einen Blick hinter die Kulissen ermöglicht.

Die Bilder sollten eine klare Blickführung haben, d.h. lieber nur wenige Personen, diese dafür dann aber möglichst nah zeigen. Dem Betrachter sollte klar sein, welches Thema oder welche Person im Fokus steht. Bei einem Gruppenbild von mehr als 10 Personen ist nicht mehr eindeutig, um wen es eigentlich geht. Zudem lassen sich häufig weder Gesichter noch Mimik oder Gestik gut erkennen und damit geht die emotionale Ansprache verloren. Geben Sie dem Betrachter mit Hilfe der Fotos das Gefühl, wirklich dabei gewesen zu sein, ein Teil der Veranstaltung gewesen zu sein.

Persönliche Ansprache als Schlüssel zu einer starken Bürgerbindung

Die Beiträge werden eher in Form von Reden oder politischen Statements gehalten. Sie lassen sich wunderbar in Berichten zitieren, aber oft fehlt dabei das persönliche Erleben und der menschliche Anteil. Doch gerade der überzeugt und macht sympathisch.
  • Sind Sie auch als Bürgermeister vor großen Reden noch nervös?
  • Hat die Technik Sie heute vor eine besondere Herausforderung gestellt?
  • Machen ihnen aktive Diskussionen in Entscheidungsrunden Spaß?
  • Haben Sie sich auf einen bestimmten Außentermin besonders gefreut – wenn ja, warum?

Solche ganz persönlichen und emotionalen Einblicke machen Sie als Mensch greifbarer und geben den Bürgern die Möglichkeit, sich stärker mit Ihnen zu identifizieren. Lassen Sie so etwas nicht von einem Kommunikationsteam machen, sondern versuchen Sie regelmäßig wirklich ganz persönlich aktiv zu werden und aus Ihrer eigenen Perspektive zu schrieben und zu berichten.

Die Wichtigkeit der Bürgerinteraktion in der digitalen Politik

Social-Media-Plattformen bieten eine unmittelbare Interaktionsmöglichkeit zwischen Politikern und Bürgern. Durch das Stellen von Fragen, die Durchführung von Umfragen oder das Einholen von Meinungen zu bestimmten Themen kann ein direkter Dialog mit den Bürgern gefördert werden. Dabei ist es wichtig, auf das Feedback der Bürger einzugehen und es in die politischen Entscheidungen einzubinden. Diese Art von Interaktion kann das Gefühl der Bürgernähe stärken und das Vertrauen in den Politiker erhöhen.

Die Macht von Live-Inhalten im politischen Diskurs

Live-Inhalte wie Q&A-Sitzungen, das Streamen von Veranstaltungen oder „Ein Tag im Leben“-Vlogs können das authentische Bild des Politikers verstärken. Sie gewähren Bürgern einen direkten und ungeschönten Einblick in den politischen Alltag und fördern Transparenz. Diese Art von Inhalten kann dazu beitragen, das Vertrauen der Bürger in den Politiker zu stärken und die Glaubwürdigkeit zu erhöhen.

Kontinuität und Regelmäßigkeit für eine starke Social-Media-Präsenz

Die Regelmäßigkeit der Inhaltsveröffentlichung auf Social-Media-Plattformen ist ein weiterer entscheidender Aspekt für den politischen Erfolg. Eine stetige Präsenz verbessert die Sichtbarkeit des Politikers und trägt dazu bei, die Bindung zu den Followern zu festigen. Es ist wichtig, einen konsistenten und regelmäßigen Veröffentlichungsplan zu haben, um die Aufmerksamkeit der Bürger aufrechtzuerhalten.

Professioneller Umgang mit Kritik und Konflikten auf Social Media

Politiker sind oft Ziel von Kritik und negativen Kommentaren auf Social Media. Es ist entscheidend, dass sie lernen, auf eine professionelle und respektvolle Weise damit umzugehen. Eine sorgfältige Reaktion auf negative Kommentare und die Fähigkeit, aus Kritik zu lernen und Verbesserungen vorzunehmen, können dabei helfen, das Vertrauen der Bürger zu stärken und die Reputation des Politikers zu schützen.

FAZIT: Neue Dimensionen der politischen Kommunikation durch Social Media

Social Media bietet eine Plattform für politische Kommunikation, die Nähe und Interaktion auf einzigartige Weise ermöglicht. Doch um das Potenzial dieser Plattformen vollständig auszuschöpfen, benötigen Politiker eine gut durchdachte Strategie.

Die Erzählperspektive sollte weniger auf der Selbstdarstellung des Politikers liegen, sondern vielmehr den Fokus auf den Mehrwert politischer Entscheidungen für die Bürger richten. Authentische Bilder, die Emotionen und die Atmosphäre von Veranstaltungen einfangen, sind dabei ebenso wichtig wie die persönliche und menschliche Ansprache der Bürger.

Indem sie den Dialog und die Interaktion mit Bürgern fördern, können Politiker den Puls der Gesellschaft spüren und ihre Entscheidungen besser auf die Bedürfnisse der Bürger ausrichten. Durch die Nutzung von Live-Inhalten bieten sie einen direkten Einblick in den politischen Alltag, was Transparenz fördert und Vertrauen aufbaut.

Regelmäßigkeit in der Veröffentlichung und eine professionelle Reaktion auf Kritik und Konflikte sind weitere Schlüsselkomponenten einer erfolgreichen Social-Media-Strategie. Sie tragen dazu bei, die Bindung mit den Bürgern zu stärken und eine starke Online-Reputation aufzubauen.

Mit diesen Strategien können Politiker eine starke und effektive Präsenz auf Social Media Plattformen etablieren, die ihre politische Kommunikation unterstützt und ihre Bindung zu den Bürgern stärkt. Es zeigt sich, dass Social Media in der modernen politischen Landschaft mehr ist als nur ein Wahlkampftool – es ist eine Plattform für kontinuierliche Interaktion und Bindung mit den Bürgern.