Im April erreichte mich die Anfrage für einen Artikel zu Social Selling über Facebook und Instagram vom DOZ Verlag. Der Beitrag umfasst sowohl Tipps zur technischen Einrichtung als auch zur strategischen Kommunikation im Rahmen der vorhandenen Social Media Profile der Unternehmen.

Die „DOZ – Optometrie. Ästhetik. Business.“ ist die älteste deutsche Fachzeitschrift für Augenoptik. Der Verlag sieht seine Kernaufgabe darin, Optiker und Optikerinnen in ihrer beruflichen Fortbildung zu unterstützen und zu ermutigen. Neben fachwissenschaftlichen Artikel gibt es auch zahlreiche Beiträge zu Managementwissen, Marketing, Betriebswirtschaft, Betriebsführung und rechtlichen Fragestellungen. Ich freue mich sehr, dass ich zur Jubiläumsausgabe, die im Juni 2021 erschien, beitragen durfte.

Dank dem Einverständnis der Ansprechpartner darf ich meinen Text auch im Rahmen meines Blogs veröffentlichen. Den Original-Beitrag können Sie sich hier als PDF herunterladen.

Social Selling

Mehr Sichtbarkeit mit Facebook und Instagram Shops

Vor ziemlich genau 3 Jahren wurde mit der Einführung der Shops auf Facebook und Instagram die Welt des Social Sellings – das Verkaufen von Produkten in sozialen Medien – eröffnet. Das Potential an Möglichkeiten, Produkte und Angebote vorzustellen, ist seitdem ständig umfangreicher geworden und hat natürlich bedingt durch Corona einen zusätzlichen Aufschwung erfahren.

1,8 Milliarden Menschen nutzen Facebook täglich. Bei Instagram sind es immerhin 500 Millionen. In Sachen Interaktion hat Instagram aber derzeit mit Abstand die Nase vorn: Die Nutzer interagieren 58-mal häufiger als bei Facebook. Besonders aktiv ist die Altersgruppe zwischen 18 und 34 Jahren. Rund 80% der Nutzer folgen mindestens einem Unternehmen und 70% haben schon Produkte gekauft, die sie auf Instagram entdeckt haben.

Die Zahlen sind beeindruckend und zeigen, dass man als Marke bzw. Unternehmen gute Chancen hat, Kunden zu finden und an sich zu binden. Je mehr „Kontaktpunkte“ über verschiedene Formate man innerhalb des jeweiligen Netzwerks anbietet, desto besser.

Was ist ein Facebook bzw. Instagram-Shop?

Shops sind eine einheitliche, digitale Storefront auf Facebook und Instagram.  Über den Commerce Manager oder die Instagram-App kann man einen eigenen Produktkatalog auf Facebook anlegen. Dieser stellt einen Speicherort für alle relevanten Produkt-Informationen, z.B. Beschreibung, Preis und verschiedene Bilder. Diese Produkte können so in Beiträgen und Stories markiert werden. Nutzer erhalten alle relevanten Informationen und können sich Produkte merken, ohne das soziale Netzwerk verlassen zu müssen.

Die Produktbeschreibung wiederum verlinkt auf die Seite des entsprechenden Artikels in Ihrem Online-Shop. Der direkte Verkauf im Netzwerk und das Bezahlen mit Facebook Pay sind derzeit nur in den Vereinigten Staaten verfügbar. Zusätzlich gibt es einen speziellen Shopping-Bereich bei Instagram und sowie die Möglichkeit im sogenannten „Explore-Feed“ potenziellen Neukunden vorgeschlagen zu werden.

Der Shop ist bisher ausschließlich physischen Produkten vorbehalten. Brillengestelle, Sonnenbrillen und Accessoires sind kein Problem. Dienstleistungen wie z.B. Sehtests lassen sich in den Katalog leider nicht aufnehmen.

Teil 1: Die Einrichtung und Rahmenbedingungen

Wie erstelle ich einen Katalog?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Informationen im Commerce Manager hinzuzufügen.

  1. Manuell: Sie können Artikel in einem Formular einzeln eintragen.
  2. Datenfeed-Dateien: Sie können Dateien im Format CSV, TSV, XML und Google-Tabellen hochladen, um mehrere Artikel gleichzeitig hinzuzufügen.
  3. Facebook Pixel: Ihr Webentwickler kann Ihnen sogenannte Mikrodaten-Tags auf Ihrer Website installieren, um den Abgleich zu automatisieren. Aber hier ist aus Datenschutzgründen Vorsicht geboten.
  4. Partner-Plattform: Verschiedene Plattformen arbeiten mit Facebook im Bereich E-Commerce eng zusammen und bieten direkte Schnittstellen an. Zu den Partnern gehören u.a. Shopify, BigCommerce, Magento und WooCommerce. Eine vollständige Liste der Anbieter finden Sie hier: https://www.facebook.com/business/help/365831587397584?id=725943027795860

Wer sich bei der Einrichtung unsicher fühlt, findet bei Facebook Blueprint Hilfe: Hier gibt es einen kostenlosen Mini-Kurs der in 10 min alle wichtigen Schritt anschaulich erklärt.
Die eingestellten Inhalte werden von Facebook überprüft und freigeschaltet. In der Regel dauert dieser Prozess nicht länger als 24 Stunden.

Welche Einschränkungen gelten für medizinische Produkte?

Für das Anlegen Ihrer Produkte gelten neben den Gemeinschaftsstandards auch die Handelsrichtlinien von Facebook. Hier liegt leider auch schon eine besondere Hürde für Augenoptiker und Augenoptikerinnen:

„Inserate dürfen keine Medizin- und Gesundheitsprodukte und ‑dienstleistungen […] fördern.“ (Quelle: Facebook)

Kontaktlinsen, Lese- und verschreibungspflichtige Brillen gehören leider zu den Produkten, die als „nicht zulässig“ eingestuft werden. Auch Geschenkgutscheine und Rabattgutscheine dürfen nicht verkauft werden. Sie gelten nicht als „physisches“ Produkt.

Brillengestelle und Sonnenbrillen ohne Stärke stellen kein Problem dar. Über Ihre gesamte Produktpalette, Dienstleistungen und Gutscheine dürfen Sie natürlich trotzdem informieren. Lediglich das Einstellen im Katalog und Markieren in Beiträgen ist nicht möglich. Achten Sie verstärkt auf die Texte Ihrer Produktbeschreibungen und streichen Sie entsprechende Formulierungen wie den Hinweis auf „Auch mit Sehstärke erhältlich“.

Eine Nichteinhaltung kann verschiedene Konsequenzen haben. In der Regel wird das Produkt nicht in den Katalog aufgenommen oder wieder daraus entfernt. Passiert das fälschlicherweise, können Sie Widerspruch einlegen. In selteneren Fällen – bei schweren oder ständigen Verstößen – könnte Facebook Ihnen auf den Zugriff auf die Commerce-Plattform entziehen.

Worauf sollte ich bei der Bildauswahl achten?

Für jedes Produkt muss mindestens ein Bild eingepflegt werden. Mehr Bilder sind empfehlenswert, damit sich die Nutzer ein besseres Bild vom Produkt machen können. Eine Mischung aus reinen Produktabbildungen und realen Tragesituationen sind besonders sinnvoll. Überlegen Sie, welche Ansichten und Details für Kunden z.B. bei der Auswahl einer Brille besonders relevant sind.

Checkliste:

  • Format: JPEG, PNG oder GIF
  • Maximal 8 MB
  • Empfohlene Formate: 1024 x 1024 px oder 1200 x 628 px

Bitte achten Sie darauf, dass die Bilder keinen Text mit Handlungsaufforderungen oder Angeboten enthalten. Verzichten Sie auf Wasserzeichen. Dies kann sonst unter Umständen dazu führen, dass Produkte nicht oder nur mit starker Verzögerung freigeschaltet werden.

Was ist bei der Produktbeschreibung wichtig?

Die Beschreibung sollte sich ausschließlich auf das Produkt beziehen. Für Informationen zum Versand oder dem Unternehmen gibt es eigene Eingabefelder. Übermäßige Zeichensetzung sowie die ausschließliche Verwendung von Groß- bzw. Kleinbuchstaben werden häufig als Spam interpretiert und nicht zugelassen.

Checkliste:

  • Produkttitel maximal 150 Zeichen (empfohlen werden unter 65 Zeichen)
  • Präzise und eindeutig formuliert
  • Keine Symbole, Sonderzeichen oder Satzzeichen
  • Produktinformation: 30 bis max. 5.000 Zeichen lang
  • Unformatierter Text (Kein HTML o.ä.)
  • Grammatikalisch korrekt und gemäß der deutschen Rechtschreibung

Wofür brauche ich Collections?

Collections sind themenbezogene Zusammenstellungen Ihrer Produkte. Hier können Sie zwischen 6 und 30 Produkten unter einem gemeinsamen Thema vorstellen, eine eigene Beschreibung und ein Titelbild hinzufügen.

Diese Zusammenstellungen können und sollten Sie in regelmäßigen Abständen wechseln, ergänzen oder neu zusammenstellen. Beispiele:

  • Brillen nach Gesichtsform, nach Farben, nach Material oder nach Marke.
  • Neueste Trends. Neu im Laden.
  • Unsere Bestseller. Lieblinge unserer Mitarbeiter. Lieblinge unserer Kunden.

Checkliste:

  • Titelbild oder Bild eines stellvertretenden Produktes
  • Format 4:3, mindestens 800×600 Pixel
  • Titel bis zu 30 Zeichen (inkl. Emojis)
  • Untertitel bis zu 30 Zeichen (inkl. Emojis)

Die wichtigsten Informationen rund um die technische Einrichtung und Rahmenbedingungen haben wir nun geklärt. Aber das alles bringt nur wenig, wenn nicht auch die inhaltliche Ausrichtung und Strategie Ihres Profils stimmig ist.

 

Tipps für erfolgreiche Verkaufsstrategien

Als Augenoptikerinnen und Augenoptiker liegen Ihnen Ihre Kunden am Herzen. Wie können Sie das positive Kunden- und Beratungserlebnis aus dem Laden in die Social Media Welt übertragen? Wie können Sie über die digitalen Kanäle Vertrauen aufbauen und Kompetenz ausstrahlen?

Eine gute Basis stellen die sieben Grundfaktoren von User Experience dar. Es geht darum, jegliche Interaktion zwischen Ihnen und Ihren Kunden zu einem positiven Erlebnis zu machen.

    • Nützlich
      Stellen Sie in der Kommunikation auf den Social Media Kanälen immer wieder heraus, welche Vorteile Sie Ihren Kunden bieten. Beispiele:

      • Typgerechte Beratung (Kurzes Video mit Erklärung als Beitrag, Reel oder IGTV)
      • Besondere Gläser (z.B. dünn, leicht, Material, Filter). Erstellen Sie eine kleine Minipräsentation und nutzen Sie dafür die Bildergalerie als Slides.
      • Anpassungen und Reparaturen – Einblicke ins Handwerk, Hinter die Kulissen
      • Besondere Rabatte oder Events für Stammkunden
      • „Selbstbewusster mit neuer Brille“ – Vorher / Nachher. Strahlende Kunden

 

    • Benutzerfreundlich
      Kann ich als Kunde das, was ich tun möchte, problemlos erreichen?
      Beispiele:

      • Wie unkompliziert ist es, meine Brille oder Kontaktlinsen zu kaufen und zu bestellen? Kann ich Brillengestelle online oder zuhause ausprobieren? Erläutern Sie die einzelnen Schritt, die notwendig sind (als Beitrag oder Reel)
      • Wie kann ich einen Termin vereinbaren – welche Wege stehen mir zur Verfügung? Online-Buchung, Anruf, spontan vorbeikommen, Videoberatung oder über Messengerdienste wie WhatsApp?
      • Wie können Sie mich bei meiner Entscheidungsfindung aktiv unterstützen und beraten? Zeigen Sie Ihre Mitarbeiter und zitieren Sie sie in kurzen Statements.

 

    • Auffindbar
      Gerade hier spielen die Social Shops eine große Rolle, denn sobald ich als Nutzer ein Bild von einem Produkt sehe, kann ich durch einen einfachen Klick mehr Informationen erhalten, bekomme vergleichbare Produkte angezeigt und gelange mit einem einzigen weiteren Klick direkt auf der Produktseite Ihres Online-Shops. Von dort können Sie die Nutzer dann gezielt zu weiteren Informationen leiten.

      • Zeigen Sie Ausschnitte Ihrer Website, um die Hürde dorthin zu wechseln, abzubauen. (Beispiel: https://www.instagram.com/reel/CMm41nMKbHl/?igshid=4y3039kiizf2)
      • Weisen Sie regelmäßig auf informierende Themen auf Ihrer Website hin.
      • Stellen Sie Produkte nach Themen in Collections oder als Guides zusammen, um die Nutzer noch stärker an die Hand zu nehmen.

 

    • Vertrauenswürdig
      Zeigen Sie, in welchen Bereichen Sie besondere Expertise haben und wo Sie die entsprechenden Qualifikationen erworben haben. Vermitteln Sie Ihren Kunden einen Teil Ihres Fachwissens.

      • Sprechen Sie über Zertifikate, Schulungen, Weiterbildungen und Ihren Erfahrungsschatz. Zeigen Sie Einblicke in Ihr Handwerk.
      • Machen Sie deutlich, warum Sie Ihren Beruf mit Leidenschaft ausüben und was Ihnen besondere Freude macht. Wann erleben Sie Glücksmomente bei der Arbeit?
      • Erklären Sie beispielsweise, welche unterschiedlichen Glastypen es gibt und welche Vorteile sie bieten. Zeigen Sie, welche Brillenformen sich am Besten für welche Gesichtsform eignen oder worauf man bei der Farbwahl achten kann.

 

    • Begehrenswert
      Was macht welche Produkte aktuell begehrenswert? Wie kann ich damit als Kunde meine Außenwahrnehmung positiv verändern? Inwiefern kann eine Brille ein Statussymbol sein?

      • Stellen Sie gefragte Marken und Brillentypen vor.
      • Greifen Sie aktuelle Themen aus den Medien auf, z.B. Promi oder Influencer XY trägt eine bestimmte Brille. „Wenn Sie sich auch einmal wie ein Star fühlen wollen, haben wir folgende Modelle für Sie…“
      • Lassen Sie die Community tippen, welche Brille zu welchem Typ passen. Erläutern Sie im Anschluss, worauf Sie bei der Beratung achten und wie es positiv den Typ der Person unterstreichen kann.

 

    • Zugänglich
      Sind alle Informationen, die Sie anbieten leicht zu verstehen und nachzuvollziehen? Jeder, der sich länger mit einem Fachgebiet beschäftigt, unterliegt dem „Fluch des Wissens“. Wir nehmen das Wissen, das wir uns angeeignet haben, als selbstverständlich und allgemein bekannt hin. Häufig ist das jedoch nicht der Fall. Hinterfragen Sie, ob auch für Außenstehende klar ist, warum es geht. Wählen Sie eine einfache, klare Sprache und erläutern Sie verwendete Fachbegriffe.

 

  • Wertvoll
    Welchen Mehrwert hat Ihr Angebot für Ihre Kunden? Wo bieten Sie ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis? Wo übertreffen Sie regelmäßig die Erwartungen Ihrer Kunden? Menschen wertschätzen unterschiedliche Dinge. Fragen Sie immer wieder nach Feedback und nehmen Sie die genannten Punkte in Ihre Kommunikations-Strategie mit auf. Gerade das Feedback von außen öffnet einem oft zusätzlich noch einmal die Augen für die eigenen Stärken.

 

Sammeln Sie zu jedem Punkt Ideen, in welchen Format Sie diese Themen und Fragen aufgreifen und beantworten könnten. Bringen Sie die Inhalte zu den verschiedenen Faktoren immer wieder im Wechsel. So haben Sie eine wunderbare inhaltliche Grundlage und schöne Abwechslung im Feed.