Es ist etwas, dass mich auch schon länger beschäftigt: Wie kann man Politik, deren Prozesse und Entscheidungen deutlich besser kommunizieren? Brauchen wir mehr Kreative, die sich kommunikativ für unsere Demokratie engagieren? Die Ideen entwickeln, wie man das alles besser aufstellen kann? Neue Wege gehen?
Ich kann Mai Thi Nguyen-Kim nur zustimmen. Leider. Wir brauchen dringend eine bessere Kommunikation rund um Politik und Gesellschaft. Wir brauchen mehr Konsens und weniger Populismus. Kommunikation, die klar ist und sich nicht von Algorithmen und Aufregen treiben lässt.
Ihre tiefgreifende Analyse der aktuellen Informations- und Diskussionsklimakrise, die unsere Gesellschaft und Demokratie herausfordert ist sehenswert. Sie spricht an, wie ein Überfluss an Informationen und die Polarisierung der Meinungen nicht nur zu unterschiedlichen Realitäten führen, sondern auch alle anderen Krisen verstärken. Diese Reflexion betont die Bedeutung von Wissenschaft und sachlicher Kommunikation in der Politik und sie ruft zu einem mutigen, vernünftigen Dialog auf. Es ist eine inspirierende Botschaft, die zum Nachdenken und Handeln anregt – mit dem Ziel, unsere gemeinsame, demokratische Zukunft positiv zu gestalten.
„Wenn du willst, dass es gut wird, musst du es halt selbst machen.“
„Olaf Scholz. Friedrich Merz.
Ich mache mir Sorgen um die Zukunft unseres Landes und ich schaue mir das nicht mehr länger einfach nur an. Wenn du willst, dass es gut wird, musst du es halt selbst machen.
Surprise, Freunde der Sonne, hiermit habt ihr jetzt nicht gerechnet. Hättet ihr mich heute erwartet, hättet ihr Kuchen gemacht oder wenigstens Tee. Und Tee könnt ihr euch auf jeden Fall machen. Also holt euch einen Tee, macht euch gemütlich, wir steigen durch.
Aber das hier ist kein MaiLab-Video. Die Zusammenarbeit mit Funk ist seit dem letzten Video beendet. Funk hat dieses Video weder bezahlt, noch war Funk inhaltlich involviert. Ich spreche in diesem Video für mich, und es geht ausnahmsweise auch nicht um Wissenschaft, sondern um Politik. So wie es ist, geht es nicht weiter, und ich schaue mir das nicht mehr länger einfach nur an.
Millionen von Menschen gehen auf die Straße und verteidigen unsere Demokratie
Aber fangen wir erstmal mit etwas Positivem an: Bei solchen Bildern tut es richtig gut zu sehen, dass unsere Demokratie alive and well ist. Dass Millionen Menschen auf die Straße gehen, weil sie Demokratie nicht für selbstverständlich halten, sondern sie verteidigen. Und das Schöne ist, all diese Menschen, die haben garantiert verschiedene Meinungen und Streitpunkte und verschiedene politische Ansichten.
Unser kleinster gemeinsamer Nenner: Die Würde des Menschen ist unantastbar!
Aber uns vereint ein kleinster gemeinsamer Nenner, ein kleinster gemeinsamer Konsens, wie z.B. die Würde des Menschen ist unantastbar, oder alle Menschen sind frei und gleich an Rechten und Würde geboren. Und es ist wichtig, dass es solche kleinsten gemeinsamen Nenner gibt, die nicht zur Debatte stehen und die wir verteidigen, wenn sie jemand angreift oder in Frage stellt.
Trotzdem, ich mache mir Sorgen um die Zukunft unseres Landes! Allein schon, weil es zunehmend schwieriger wird, eine kleinste gemeinsame Wirklichkeit zu finden. Stattdessen haben wir eine Informationskrise.
Die aktuelle Informations- und Diskussionskrise in der Politik und Medienlandschaft
Informationskrise heißt nicht, dass das, was am wichtigsten oder informativsten ist, die meiste Aufmerksamkeit bekommt, sondern das, was am meisten empört oder emotionalisiert. Informationskrise heißt, wir haben einen Überfluss an Informationen. Wir versinken förmlich darin, doch die Informationen sind widersprüchlich, und es gibt Streit, Kämpfe, Zerspaltungen. Nicht nur, weil wir unterschiedlicher Meinung sind, sondern weil wir unterschiedliche Informationen haben, weil wir in unterschiedlichen Realitäten leben.
Informationskrise heißt, wir haben KEINE kleinste gemeinsame Wirklichkeit, und das trägt bei zu einer Diskussionsklimakrise. Das Diskussionsklima ist katastrophal: schwarz-weiß, unterkomplex, unsachlich, aufgeregt, voller Scheinargumente und Beleidigungen. Und diese beiden Krisen, die Informationskrise und die Diskussionsklimakrise, wirken wie Katalysatoren für alle anderen Krisen. Sei es die Klimakrise oder Rechtsextremismus in Europa, in Deutschland, der Angriffskrieg auf die Ukraine, der Nahostkrieg. Jede beliebige Krise wird durch die Informations- und Diskussionsklimakrise um ein Vielfaches verstärkt.
Und wer ist schuld daran? Friedrich Merz würde ich jetzt sagen, wenn ich so outlandish shit behaupten würde wie… Friedrich Merz.
Nee, man kann natürlich stundenlang jetzt erörtern, wer oder was schuld daran ist.
Populismus, Empörungskultur und Algorithmen tragen zur Kommunikationskrise bei
Populistische Politiker sind auf jeden Fall ein Teil des Problems. Auch Medien tragen dazu bei, weil auf das, was am meisten geklickt wird, besonders empörend oder emotionalisierend ist. Wir alle tragen natürlich dazu bei, weil wir uns so schön empören und weil wir klicken und verbreiten. Algorithmen tragen dazu bei, und vieles mehr. Also, es ist sehr komplex, und das ist nicht schwarz-weiß. Der Kampf gegen die Informations- und Diskussionsklimakrise ist alles andere als einfach und straight forward. Es ist kompliziert, aber eine Sache würde es zumindest ganz klar besser machen, oder genau genommen zwei Sachen. Und zwar in unserer Regierung.
Die Regierung eines demokratischen Landes braucht erstens Mut in der Kommunikation von Problemen und Krisen und zweitens Sachlichkeit.
Wir brauchen wieder mehr Sachlichkeit in Diskussion und Entscheidung
Erstmal zur Sachlichkeit, und damit meine ich auch Wissenschaftlichkeit. Ja, Wissenschaftlichkeit in der Politik. Und Achtung, ich sage nicht, dass man politische Entscheidungen allein auf der Basis von Fakten und Wissenschaft treffen sollte, weil man das auch gar nicht kann. Das geht natürlich gar nicht. Physik, da zählen nur die Naturgesetze.
In der Politik da zählen natürlich viele andere Sachen: Wirtschaft, Moral, Ethik, Werte, ganz pragmatische Sachen wie Umsetzbarkeit, Durchsetzbarkeit, und vieles mehr. Und wegen dieser vielfältigen Faktoren sind politische Abwägungen schwierig. Darum hatte ich Politiker bisher auch nie beneidet.
Und da ist es doch ein Luxus, wenn man wenigstens einen Faktor hat, wo es objektive Evidenz gibt, und den sollten wir doch dann einfach als kleinste gemeinsame Wirklichkeit festhalten und abhaken. Darüber auch nicht mehr streiten, sondern nur noch um alles andere streiten. Doch was stattdessen passiert, ist, dass selbst solider wissenschaftlicher Konsens immer wieder in Frage gestellt wird oder verzerrt wird. Von den Grünen mit ihrer Homöopathieliebe und ihrem grünen Technikhass bis zur FDP mit ihrer thermodynamisch fragwürdigen Technologieoffenheit.
Mehr Transparente und offene Kommunikation in der politischen Arbeit
Und jetzt zur Kommunikation. Erstmal, Kommunikation ist ein sehr wichtiger Teil der politischen Arbeit, (Nicht wahr, Olaf Scholz? *IronieOff), und es gibt manchmal „Bad News“. Es gibt sogar oft „Bad News“. Beispiel Klimakrise, die ist jetzt mit viel Anstrengung verbunden.
Wir können nicht einfach so weitermachen wie bisher. Gute politische Führung braucht in solchen Fällen Mut und muss halt auch mal upsteppen und Verantwortung übernehmen und klare Ansagen machen. Und es auch mal aushalten, nicht das zu erzählen, was die Wähler erstmal hören wollen. Und oft ist es ja so, dass genau das, was jetzt doof ist oder weh tut, genau das ist, was für die Zukunft am besten ist.
Aber diese Zukunft liegt oft weiter weg als die nächste Wahl, und alle sind dazu verleitet, erstmal nur bis zur nächsten Wahl und damit kurzfristig zu denken. Und die Wähler nur kurzfristig für sich zu gewinnen, indem sie ihnen erstmal das erzählen, was sie jetzt hören wollen.
Journalismus und Politik möchten Menschen gewinnen und sich beliebt machen
Und ich kenne das Problem – da sind sich Politik und Journalismus ähnlich. Wir sind davon abhängig, Menschen für uns zu gewinnen. Das verleitet dazu, Beliebtheit über Korrektheit zu stellen oder zuzuspitzen und zu emotionalisieren, statt sachlich und differenziert zu bleiben. Trotz dieser falschen Anreize ist es meine persönliche Erfahrung, dass Sachlichkeit funktionieren kann und dass auch schonungslose „Bad News“ nicht automatisch unbeliebt machen. Ich glaube fest an eine vernünftige Mehrheit, aber diese vernünftige Mehrheit ist gerade frustriert.
Mai This Appell an die Regierung offensiv dagegen zu halten
Liebe Regierung, nach der Anfangs-Ampel-Euphorie, wo es schien, jetzt können Wirtschaft, soziale Gerechtigkeit und Klimaschutz vereint werden, scheinen jetzt nur noch lähmende Streitereien übrig zu sein. Die Ampel kann sich auf nichts einigen, und die Opposition… also dazu müsste man ein eigenes Video machen. Also auch zur Ampel…
Über Vieles müsste man noch konkreter reden. Und das Tragische ist, ich glaube auch in Berlin gibt es eine vernünftige Mehrheit. Ich habe in den letzten Monaten mit sehr vielen Leuten sehr ehrliche Gespräche geführt, und für alle gewissenhaft arbeitenden Politiker ist es genauso frustrierend, dass grober Populismus viel leicht Aufmerksamkeit bekommt als sachliche Inhalte.
Aber liebe Regierung, ihr müsst dagegenhalten – mit Selbstbewusstsein und dem Vertrauen in uns, die vernünftige Mehrheit! Hallo, Berlin, hallo, hier unten! Wir – die vernünftige Mehrheit – wir haben keinen Bock mehr.
Der Grund für dieses Video von MaiLab: „Wenn du willst, dass es gut wird, musst du es halt selber machen!“
Und das bringt uns zum eigentlichen Grund für dieses Video, denn wie sagt man so schön: Wenn du willst, dass es gut wird, musst du es halt selbst machen! Klar, meine Kompetenz ist Wissenschaft, und wie gesagt, mit Wissenschaft alleine kann man noch keine Politik machen.
Aber erstens, manchmal ist es gar nicht so verkehrt, einen festgefahrenen Betrieb mit einem Außenseiterblick aufzuwirbeln, und zweitens, ich bin natürlich nicht allein. Ich habe in den letzten Monaten sehr viel Zeit in Berlin verbracht, ich habe mit sehr vielen sehr klugen und erfahrenen Menschen geredet, ich habe ein, wie ich finde, sehr starkes Team aufgebaut, und ich habe meine Zeit vor allem damit verbracht, mich weiterzubilden und sehr fleißig zu lernen und zu arbeiten.
Ich werde an dieser Stelle jetzt erstmal wage bleiben, denn auch wenn das hier kein MaiLab-Video ist, sind wir trotzdem auf einer Plattform, die zuletzt durch und mit Funk groß geworden ist. Und deswegen möchte ich das jetzt erstmal nicht für Parteipolitik nutzen. Ihr wisst, auf welchen Plattformen (z.B. Instagram) ihr mich sonst auch findet, und ich freue mich schon sehr drauf, euch bald Konkreteres sagen zu können.
Aber ich wollte euch erstmal hier abholen, denn bei einer Sache hat mich diese Community nie im Stich gelassen, nämlich bei meinem Glauben an die menschliche Vernunft. Und ich glaube nach wie vor, wir brauchen eine solche der Vernunft. Ja, nach Corona sollte ich mir vielleicht ein anderes Framing als solche überlegen. Ihr wisst, was ich meine.
Vernunft und Wissenschaftlichkeit ist die einzige Therapie gegen Desinformation und Populismus. Also, Nerds an die Macht!
So viel erstmal an dieser Stelle. Ich freue mich schon drauf, wenn ich euch bald mehr updaten kann. Bis dahin, stellt den Tee warm und bleibt sicher.“
Daniela Vey
Seit 2004 als leidenschaftliche Informationsdesignerin selbständig. Neben meiner Tätigkeit als Dozentin für verschiedene Hochschulen und Akademien, vermittle ich mit Begeisterung mein Expertenwissen in den Bereichen Social Media, Design und User Experience. Auf der AllSocial-Konferenz trifft man mich als Moderatorin und Speakerin.
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