Storytelling – das Erzählen packender Geschichten – gehört zu den wirkungsvollsten Kommunikationsmethoden überhaupt. Geschichten prägen unser Denken, Erinnern und Handeln: „Die Geschichten, die wir erzählen, haben starken Einfluss auf unsere Erinnerungen, unser Verhalten und sogar unsere Identität“ (patmcnees.com).
Im Marketing wie in der Bildungsarbeit gilt Storytelling als Schlüssel, um Botschaften einprägsam zu vermitteln und emotionales Engagement zu erzeugen. In diesem Beitrag gebe ich euch einen umfassenden Überblick über bewährte Storytelling-Modelle – von klassischen Erzählstrukturen (Drei-Akt-Modell, Heldenreise, Pixars 22 Regeln) bis zu neueren Frameworks (StoryBrand-Framework nach Donald Miller, Freytags Pyramide) – und erläutere euch, warum diese Muster psychologisch so wirkungsvoll sind. Wissenschaftliche Studien belegen die zugrundeliegenden Mechanismen.
Zudem werde ich praxisnahe Anwendungen für die digitale Kommunikation aufgezeigen, insbesondere für Social-Media-Plattformen wie Instagram, TikTok, LinkedIn, Websites, YouTube und Podcasts. Dabei liegt der Fokus auf Zielgruppen aus öffentlichen Einrichtungen, Museen, Bibliotheken, NGOs und Stiftungen. Fallstudien und Best Practices aus diesen Bereichen veranschaulichen abschließend, wie Storytelling erfolgreich eingesetzt werden kann.
Theorie: Wichtige Storytelling-Modelle
Drei-Akt-Struktur
Eine der ältesten Erzählstrukturen ist das Drei-Akt-Modell. Es unterteilt die Handlung in Anfang (Setup), Mittelteil (Konfrontation) und Ende (Auflösung). Bereits Aristoteles beschrieb, dass eine gute Geschichte einen klaren Anfang, eine Mitte und ein Ende haben muss.
Im ersten Akt werden Figuren und Konflikt eingeführt (Exposition, inciting incident), im zweiten Akt spitzen sich die Ereignisse zu (steigende Handlung, Wendepunkte), und im dritten Akt kommt es zum Höhepunkt mit anschließender Auflösung. Diese lineare Dramaturgie sorgt dafür, dass das Publikum der Handlung leicht folgen kann und durch einen Spannungsbogen bei der Stange gehalten wird. Jeder Akt erfüllt eine klare Funktion im Handlungsverlauf, was zu einer stimmigen, kausal verknüpften Geschichte führt.
Heldenreise (Monomythos)
Die Heldenreise nach Joseph Campbell ist ein verbreitetes Erzählmuster, dem unzählige Mythen, Bücher und Filme folgen. Eine Heldin begibt sich aus der gewohnten Welt auf ein Abenteuer, besteht Prüfungen und kehrt verwandelt zurück. Campbell identifizierte 17 Etappen dieses „Monomythos“, oft vereinfacht in drei Phasen: Aufbruch, Initiation (Prüfungen/Erkenntnis) und Rückkehr. Dieses Muster findet sich in Kulturen weltweit und scheint etwas in uns anzusprechen: Es „ist eine Struktur, zu der Menschen auf einer grundlegenden psychologischen Ebene Zugang haben“.
Vom Märchen bis zum Hollywood-Blockbuster – die Heldenreise gibt der Story eine klare Entwicklungsbahn (vom Ruf ins Abenteuer über die Krise bis zur Rettung bzw. zum Erfolg), mit der sich das Publikum leicht identifizieren kann. Bekannte Beispiele sind Star Wars oder Der Herr der Ringe, aber auch viele persönliche Lebensgeschichten lassen sich als Heldenreise erzählen.
Freytags Pyramide (fünf Akte)
Gustav Freytag, ein deutscher Dramatiker des 19. Jahrhunderts, analysierte klassische Dramen und fasste ihren Aufbau in einem fünfstufigen Spannungsdiagramm zusammen.
Freytags Pyramide umfasst folgende Handlungsphasen:
- Exposition (Einführung von Ausgangssituation, Figuren, Setting),
- steigende Handlung (Inciting Incident plus Konfliktaufbau),
- Klimax (Höhe- oder Wendepunkt der Spannung),
- fallende Handlung (Konfliktentspannung, ggf. Wendung/Reversal) und
- Katastrophe/Resolution (Ende mit Lösung des Konflikts).
Dieses Modell – ursprünglich für fünfaktige Tragödien entwickelt – lässt sich verallgemeinert auf viele Storys anwenden. Es verdeutlicht, wie Spannung kurvenförmig aufgebaut und wieder aufgelöst wird.
Freytags Pyramide wird heute nicht nur in Literatur und Film, sondern auch im Marketing aufgegriffen, um Botschaften als dramatische Erzählung zu inszenieren: Die siebenstufige Struktur nach Freytag ist vielseitig und kann von Charity-Kampagnen bis Branding vieles wirkungsvoll untermauern, indem sie einen nachvollziehbaren Spannungsbogen schafft und das Publikum emotional mitfühlen lässt.
Pixars 22 Regeln des Storytellings
Die Kreativschmiede Pixar wurde für ihre meisterhaften Geschichten bekannt (etwa Toy Story, Findet Nemo). Interne Story-Experten formulierten einst 22 lose „Regeln“ bzw. Prinzipien, die zu einer guten Geschichte beitragen. Darunter finden sich Tipps wie:
- Fokussiere auf das Wesentliche deiner Story und streiche alles Unnötige (Simplifizieren)
- Zeige nachvollziehbare Konflikte und Charaktere mit Tiefe
- Lass den Helden auch mal scheitern
- Überrasche das Publikum mit unvorhergesehenen Wendungen
Ein bekanntes Pixar-Rezept ist z.B. eine einfache Story-Formel: „Es war einmal ____. Jeden Tag ____. Eines Tages ____. Deshalb ____. Bis schließlich ____.“ Diese Ursache-Wirkungs-Kette bildet den Kern einer jeden Pixar-Story. Die 22 Regeln sind eher Guidelines als starres Schema; sie zielen darauf ab, starke Figuren zu schreiben, beim Publikum Gefühle zu wecken und eine Handlung mit klarer Dramaturgie zu entwickeln.
Pixars Erfolg gibt dem Ansatz Recht: Durch diese Techniken schaffen sie Geschichten, die Zuschauer in zwei Stunden zum Lachen, Weinen und Mitfiebern bringen – ein Beleg für die „emotionale Verbindungskraft des Storytellings“, die auch für Markenkommunikation genutzt werden kann.
StoryBrand-Framework
Ein modernes Storytelling-Modell für Marketing und Branding liefert Donald Miller mit seinem StoryBrand Framework. Es überträgt die Logik der Heldenreise auf Kundenkommunikation. Zentrales Prinzip: Die Kund*innen sind der Held, die Marke ist der hilfreiche Mentor.
In Millers 7-Schritt-Framework durchläuft die Markenbotschaft folgende Elemente: Eine Heldin (Kundin)** hat ein Problem und trifft auf einen Guide (deine Organisation), der ihm einen Plan gibt und zu einer Handlung (Call-to-Action) aufruft, der/die dadurch Scheitern vermeidet und am Ende Erfolg hat. Indem die Marke Empathie für die Probleme der Zielgruppe zeigt und klar aufzeigt, wie sie zur Lösung führt, entsteht eine kundenorientierte „Heldenstory“.
Dieses Schema zwingt Organisationen, ihre Botschaft klar, einfach und nutzerzentriert zu formulieren: Die StoryBrand-Methode „hat immer wieder gezeigt, dass klare Botschaften zu besserem Engagement, höheren Konversionsraten und Wachstum führen“.
Praktisch bedeutet das z.B., auf der Website oder in Broschüren weniger über sich selbst zu reden und stattdessen die Zielgruppe und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt zu stellen – die Organisation positioniert sich als vertrauenswürdiger Experte, der den Held zum Ziel führt. Dieses Framework ist besonders bei Non-Profits und Unternehmen beliebt, um komplexe Angebote in eine eingängige Erfolgsstory für Kund*innen oder Förderer zu verpacken.
Psychologische Wirkung von Storytelling
Warum fesseln gut erzählte Geschichten uns so sehr? Verschiedene psychologische Mechanismen greifen beim Storytelling ineinander und erklären die hohe Wirkkraft, wie Studien zeigen.
Emotionale Resonanz und Empathie
Geschichten aktivieren deutlich stärker die Gefühle des Publikums als rein sachliche Informationen. Neurowissenschaftler haben festgestellt, dass beim Zuhören packender Geschichten bestimmte Neurochemikalien ausgeschüttet werden, die uns aufmerksamer, einfühlsamer und begeisterter machen.
Besonders Oxytocin – ein Hormon, das Vertrauen und Empathie fördert – wird durch berührende Erzählungen verstärkt freigesetzt. Dadurch fühlen wir mit den Figuren mit und entwickeln eine soziale Bindung. In Experimenten führte dies sogar zu prosozialem Verhalten: Probanden, die eine emotional erzählte Geschichte hörten, zeigten hinterher mehr Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit. Weil wir mit den Protagonisten mitfiebern, investieren wir uns emotional in die Story.
Diese empathische Beteiligung ist ein Hauptgrund, warum Geschichten z.B. Spendenbereitschaft steigern können – wie eine Kampagnen-Analyse zeigte, können Narrativen Menschen zu Tränen rühren, ihre Einstellungen ändern und sie zu Handlungen inspirieren.
Das Publikum „fühlt“ buchstäblich mit: Forscher um Uri Hasson fanden heraus, dass sich beim Erzählen und Zuhören einer emotionalen Geschichte die Gehirnwellen von Sprecherin und Zuhörerin synchronisieren – es entsteht ein neurologischer Einklang, eine Art „Mind-Meld“ zwischen beiden. Dieses tiefe Eintauchen und Mitfühlen ist einzigartig für erzählerische Kommunikation und macht Storys so einprägsam.
Immersion und Einstellungsänderung
Ist eine Geschichte spannend und gut aufgebaut, zieht sie die Menschen in ihren Bann – Psychologen sprechen von „Narrative Transportation“ (Transportations-Effekt). Wer tief in eine Story eintaucht, blendet die Außenwelt aus und erlebt gedanklich die Ereignisse der Erzählung mit.
Green & Brock (2000) zeigten in einer Reihe von Experimenten, dass hoch transportierte Leser*innen hinterher Story-konsistente Überzeugungen übernahmen und Protagonisten positiver bewerteten. Wurde die Immersion bewusst gestört, ging auch die persuasive Wirkung verloren – selbst wenn Probanden wussten, dass eine Geschichte Fiktion ist, beeinflusste eine fesselnde Handlung ihre Ansichten. Mit anderen Worten: Gute Geschichten können Einstellungen und Verhalten verändern, weil das Publikum unbewusst die Perspektive der Erzählung annimmt.
Dieser Wirkmechanismus – das „Mitreisen“ in der Geschichte – macht mancher Botschaft in Story-Form wesentlich überzeugender als einen nüchternen Faktenvortrag. Denn während der Story „erleben“ wir die Botschaft an konkreten Beispielen mit und lassen uns eher davon überzeugen.
Gedächtnis und Verständnis
Informationen, die in eine erzählerische Struktur eingebettet sind, bleiben besser hängen. Eine umfassende Meta-Analyse mit über 33.000 Teilnehmer*innen fand, dass Erzählungen deutlich leichter verstanden und erinnert werden als rein expository (sachlich erklärende) Texte.
Geschichten liefern Kontext, Bedeutung und Ursache-Wirkungs-Bezüge, was unserem Gehirn hilft, neue Infos einzuordnen. Wir merken uns eine Anekdote oder ein Beispiel viel eher als abstrakte Zahlen oder Fakten. Jennifer Aaker von Stanford zeigte etwa, dass einprägsame Geschichten die Haltung gegenüber dem Erzähler positiv beeinflussen und Botschaften langfristig verankern.
Praktisch bedeutet das: Wer Inhalte in Story-Form präsentiert (z.B. als persönliche Erfahrung oder Fallbeispiel), erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass die Kernbotschaft behalten wird. „Informationen bleiben wesentlich leichter im Gedächtnis haften, wenn sie in Form einer Erzählung daherkommen“.
Der narrative Zusammenhang wirkt wie ein „Gedächtnisgerüst“, an dem Details hängenbleiben. Für Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit ist dies enorm wertvoll – komplexe Sachverhalte lassen sich über eine gut erzählte Geschichte nachhaltig vermitteln.
Universelle Muster und Sinnstiftung
Viele Storytelling-Modelle (etwa die Heldenreise) basieren auf Archetypen und tief verankerten kulturellen Mustern. Solche Plot-Gerüste greifen auf psychologische Urformen zurück, die weltweit verstanden werden.
Joseph Campbell zeigte, dass Mythen völlig verschiedener Kulturen auffallend ähnliche Heldengeschichten erzählen. Dies deutet darauf hin, dass bestimmte narrative Strukturen von Menschen intuitiv als sinnvoll empfunden werden. Sie spiegeln Entwicklungsprozesse wider, die wir selbst durchleben (z.B. Herausforderung und Wachstum) und schaffen dadurch Bedeutung.
Aus psychologischer Sicht liefern Geschichten einen Rahmen, in dem wir Erfahrungen ordnen und ihnen Sinn geben können. Persönliche Erlebnisse werden oft in Geschichtenform erinnert („Damals, als ich…“), was laut Narrative Psychology wesentlich für die Identitätsbildung ist. Außerdem ermöglichen es Geschichten dem Publikum, sich selbst in den Figuren wiederzuerkennen. Wenn z.B. eine Heldin Zweifel und Schwächen zeigt und diese überwindet, fühlen sich Zuschauer ermutigt, ähnlich zu handeln.
Dieses Prinzip der Identifikation – „das könnte ich sein“ – erhöht die Motivation und Bindung. Eine Marketingstudie betonte, dass die Nachvollziehbarkeit und menschliche Nähe einer Story entscheidend dafür ist, ob Menschen sich angesprochen fühlen und aktiv werden.
Insgesamt kombinieren gute Geschichten also Emotion, Bedeutung und Struktur auf eine Weise, die unserem Gehirn sehr entgegenkommt – sie ziehen uns hinein, berühren uns und bleiben hängen.
Anwendung in digitalen Medien und Social Media
Wie lassen sich diese Storytelling-Prinzipien nun gezielt in der digitalen Kommunikation einsetzen? Gerade auf Social Media und Online-Plattformen bieten sich vielfältige Möglichkeiten, Geschichten zu erzählen und Zielgruppen zu begeistern. Im Folgenden werden zentrale Kanäle beleuchtet – Instagram, TikTok, LinkedIn, Websites, YouTube und Podcasts – mit Blick auf praxisnahe Anwendungen für öffentliche Einrichtungen, Museen, Bibliotheken, NGOs und Stiftungen.
Als visuelles Medium eignet sich Instagram hervorragend für Mini-Geschichten in Bild und Video. Kultureinrichtungen wie Museen nutzen etwa Instagram Stories oder Posts, um einen Blick hinter die Kulissen zu bieten und Exponate durch Storytelling zum Leben zu erwecken.
Ein Best-Practice ist, Menschen in den Mittelpunkt zu stellen: Top-Museen zeigen z.B. Fotos oder Reels von Besuchern, die mit Ausstellungen interagieren. Solche Einblicke humanisieren das Museumserlebnis und schaffen eine emotionale Verbindung – der virtuelle Besucher fühlt sich „mittendrin“.
Auch Bibliotheken setzen auf Instagram auf Storytelling: Ein Bibliothekar in den USA gewann etwa eine große Followerschaft, indem er regelmäßig kurze Anekdoten über seine „Library Kids“ postete – er erzählt von Begegnungen mit Jugendlichen in der Bücherei und wie Bücher deren Leben beeinflussen. Dabei bleiben die Personen anonym, aber die „Nutzer als Held*innen“ treten klar hervor. Diese Geschichten sind leicht nachvollziehbar, herzerwärmend und verbreiten sich viral.
Öffentliche Einrichtungen können Instagram außerdem nutzen, um fortlaufende Narrativen zu gestalten (z.B. eine Serie von Posts, die Kapitel einer Geschichte bilden). Wichtig ist ein konsistenter Stil und ein roter Faden, damit Follower dranbleiben.
Museen wie das Metropolitan Museum oder der Louvre kombinieren ästhetische Bilder mit erzählenden Bildunterschriften, die Hintergrundstories zu Kunstwerken liefern. Das Ergebnis: Die Follower werden “in eine Welt voller Kunst entführt”, statt nur einzelne Objekte zu sehen.
Für NGOs bietet Instagram die Chance, Projekterfolge in vorher-nachher Geschichten zu verpacken oder das Team persönlich vorzustellen (etwa eine Mini-Story über einen Helfer vor Ort). Entscheidend ist, die visuelle Kraft der Plattform mit erzählerischem Kontext zu verbinden – ein Bild zieht Aufmerksamkeit, die Story dahinter stiftet Bindung.
TikTok
Auf TikTok stehen kreative Kurzvideos im Vordergrund – auch hier lässt sich Storytelling anwenden, jedoch verdichtet und oft humorvoll oder überraschend. Behörden und Bibliotheken experimentieren erfolgreich mit TikTok, um ein jüngeres Publikum anzusprechen. Ein Beispiel ist die Milwaukee Public Library, die durch witzige, trendbasierte Kurz-Clips („BookTok“-Trends mit bibliothekarischem Twist) große Reichweiten erzielte.
Wichtig auf TikTok ist ein schneller Story-Aufhänger: Die ersten Sekunden müssen fesseln (z.B. durch eine Frage oder eine unerwartete Szene), sonst scrollt das Publikum weiter.
NGOs und umweltorientierte Organisationen nutzen TikTok, um komplexe Themen in knackigen Story-Häppchen zu erzählen – oft mit einem authentischen Sprecher, der persönliche Erlebnisse teilt. So hat z.B. Patagonia (bekannt für Umwelt-Engagement) ein TikTok-Video veröffentlicht, das die Geschichte einer Mülldeponie in der chilenischen Atacama-Wüste erzählt – eine eindringliche Umwelterzählung, die ganz ohne Produktwerbung auskommt. Das Video brachte tausende Views und machte auf das Problem aufmerksam, weil es wie eine Mini-Doku im Storyformat daherkam.
Für öffentliche Einrichtungen könnte TikTok genutzt werden, um etwa in einem 60-Sekunden-Clip den „Alltag“ einer Institution zu erzählen (z.B. „Ein Tag im Museum aus Sicht eines Ausstellungsstücks“ – vom morgendlichen Putzen bis zum Besucheransturm).
Entscheidend ist hier Kreativität und Authentizität: TikTok belohnt Inhalte, die unterhalten und echt wirken. Wer aktuelle Memes oder Sounds aufgreift und mit der eigenen Botschaft verknüpft, kann große Aufmerksamkeit erzielen – sogar Bibliotheken beweisen, dass vermeintlich „trockene“ Institutionen auf TikTok humorvoll Geschichten erzählen können, ohne ihre Seriosität zu verlieren (Stichwort: „Cringe mit Kalkül“ zum Sympathiegewinn).
Für NGOs bietet es sich an, Menschen direkt zu Wort kommen zu lassen – etwa Begünstigte, die in einem TikTok ihre Geschichte erzählen, oder Mitarbeiter vor Ort, die Einblicke in ihre Arbeit geben. Solche First-Person-Storys machen abstrakte Anliegen greifbar.
Auf LinkedIn – dem Business-Netzwerk – mag Storytelling auf den ersten Blick unüblich erscheinen, doch gerade persönliche Geschichten mit beruflichem Bezug erzielen hier hohe Wirkung.
Erfahrungsberichte, Anekdoten aus Projekten oder “Lessons Learned” lassen sich als kurze Artikel oder Posts aufbereiten. Ein gutes LinkedIn-Posting beginnt oft mit einem kleinen erzählerischen Einstieg, der Neugier weckt, und leitet dann zur Botschaft über. Experten raten, auch auf LinkedIn menschliche Themen einfließen zu lassen – Herausforderungen, Erfolge, Rückschläge – in einer Tonalität, die zum professionellen Umfeld passt.
Besonders Non-Profit-Organisationen, Stiftungen oder öffentliche Verwaltungen können LinkedIn nutzen, um die Wirkung ihrer Arbeit in Geschichten zu veranschaulichen. Beispielsweise könnte eine NGO auf LinkedIn die Story eines Menschen schildern, dem durch ihr Programm geholfen wurde – vom Problem über die gemeinsame Lösung bis zum Resultat. Solche Posts erzielen meist viele Reaktionen und Shares, weil sie abstrakte Themen auf eine persönliche Ebene holen. Das erhöht auch die Glaubwürdigkeit der Organisation.
Daten belegen, dass erzählerische LinkedIn-Beiträge deutlich mehr Engagement erzeugen: „Eine Geschichte in Ihrem LinkedIn-Post zu erzählen, ist ein einfacher und effektiver Weg, um mehr Interaktionen zu erzielen… Informationen bleiben deutlich besser hängen, wenn sie narrativ präsentiert werden“. Öffentliche Einrichtungen können über LinkedIn z.B. Hintergrundgeschichten zu Projekten teilen („Wie wir in unserer Stadtbibliothek ein inklusives Leseprogramm gestartet haben – eine Geschichte über Überraschungen und Erfolge“).
Wichtig sind hier Klare Lernbotschaften: Nach der Story sollte man hervorheben, welche Erkenntnis oder welchen Aufruf man mitgeben will. Insgesamt gilt: Auch im beruflichen Kontext schätzen Menschen Geschichten; sie machen Posts nahbarer, merkfähiger und vertrauenswürdiger und helfen, die eigene Marke (ob Person oder Organisation) als authentisch und kompetent darzustellen.
Websites und Blogs
Die eigene Website bietet Raum für ausführlicheres Storytelling und sollte idealerweise einer erzählerischen Logik folgen, statt nur eine Faktensammlung zu sein. Hier kann besonders das StoryBrand-Framework praktisch angewendet werden: Die Startseite etwa sollte den Besucher unmittelbar in eine „Story“ ziehen, in der er selbst die Hauptrolle spielt – z.B. durch eine Überschrift, die sein Problem anspricht, gefolgt von einem kurzen „Plot“, wie die Organisation/Institution beim Lösen hilft (als Guide), und einem Call-to-Action (nächster Schritt).
Viele erfolgreiche Non-Profit-Websites strukturieren ihren Text genau nach diesem Muster und verzichten auf Buzzwords. Das Ergebnis: Klare, kundenzentrierte Botschaften, die nachweislich bessere Konversionsraten erzielen. Ein Praxisbeispiel: Eine Stiftung, die Bildungsprojekte fördert, könnte auf ihrer Homepage nicht trocken ihre Förderkriterien herunterbeten, sondern die Geschichte eines geförderten Schülers erzählen – vom Problem (schwache Schule, wenig Ressourcen) über die Intervention der Stiftung (Stipendium, Bibliotheksausbau) bis zum positiven Ende (der Schüler schafft seinen Abschluss und bedankt sich). Eingebettet in dieses „Mini-Case“ werden die eigenen Leistungen viel greifbarer.
Blogs eignen sich ebenfalls hervorragend für Storytelling: Statt nur Neuigkeiten aufzuzählen, kann ein Museum in Blogform beispielsweise die Lebensgeschichte eines Ausstellungsstücks erzählen („Die Reise der Mumie X von ihrer Entdeckung bis ins Museum – ein Archäologie-Abenteuer in 5 Kapiteln“). Bibliotheken könnten in Blogartikeln besondere Nutzerstorys festhalten (mit Erlaubnis): etwa wie ein Stammgast dank der Bibliothek eine neue Karriere fand.
Wichtig für Web-Storys ist ein packender Schreibstil und Struktur: Überschriften als Cliffhanger, Abschnitte wie Szenen, zwischendurch Zitate oder Bilder zur Veranschaulichung – all das hält Online-Leser bei Laune. Zudem sollten Kernbotschaften strategisch eingebettet sein (im obigen Beispiel: die konkrete Unterstützung der Stiftung klar benennen).
Untersuchungen zeigen, dass Websites, die konsequent auf erzählendes Messaging setzen, mehr Erfolg haben: Nutzer verbringen mehr Zeit darauf und fühlen sich eher angesprochen, weil sie „eine klare und fesselnde Markenstory“ erleben statt Marketingfloskeln.
Für NGOs hat sich besonders das Einbinden von Story-Elementen in Spendenaufrufe bewährt: Anstatt „Bitte spenden Sie 50€“ zu sagen, wird eine kurze Geschichte erzählt, was 50€ konkret bewirken können (z.B. Impfstoffe für eine Familie – verbunden mit einer echten Geschichte dieser Familie). Solche Ansätze steigern die Conversion nachweislich durch die emotionale Komponente.
YouTube und Video-Plattformen
Videos sind ein ideales Medium, um Storytelling voll auszuspielen, da sie Bild, Ton und Sprache kombinieren. Erfolgreiche YouTube-Inhalte – von TED-Talks bis Imagefilmen – folgen fast immer einem erzählerischen Aufbau. Tatsächlich fand eine Analyse, dass die meistgesehenen TED-Vorträge gezielt narrative Strukturen nutzen, oft analog zur Heldenreise.
Für öffentliche Einrichtungen bieten sich Formate wie Kurz-Dokus, Reportagen oder Animationsgeschichtenan. Ein hervorragendes Beispiel aus dem NGO-Bereich ist die Kampagne „Most Shocking Second a Day“ von Save the Children: Ein knapp 90-sekündiges YouTube-Video erzählt in dramatischer Form den fiktiven Alltag eines britischen Mädchens, das plötzlich Krieg und Flucht durchleben muss – ein Perspektivwechsel, der die Syrienkrise greifbar machte. Das Video erzählte eine eindringliche Story ohne Worte und wurde millionenfach geteilt.
Generell gilt: Story vor Produkt – Videos sollten zuerst eine fesselnde Geschichte bieten, die Botschaft oder Marke tritt subtil im Hintergrund als „Ermöglicher“ auf. Im Kulturbereich könnten Museen YouTube nutzen, um etwa die Geschichte hinter einer Ausstellung als kurzes Doku-Storyvideo aufzubereiten (inkl. Interview mit Kurator*in = „Mentor“, Hindernisse bei der Vorbereitung = Konflikte, Eröffnung = Auflösung).
Für Bibliotheken wäre ein Video denkbar, das anhand einer Nutzerfigur zeigt, wie die Bibliothek sein Leben beeinflusst hat (vom Lernen für Prüfungen bis zur Bewerbung schreiben – Lebensweg mit Bibliothek als stillem Helfer).
Die Wirkung von gutem Video-Storytelling spiegelt sich deutlich in Leistungskennzahlen: Save the Children veröffentlichte z.B. ein emotionales Kampagnenvideo mit echten Geschichten von Kindern aus Kriegsgebieten (unterlegt mit dem Song „Survivor“) – das hochwertig produzierte, emotional packende Video stach in der Flut der Charity-Inhalte heraus, erreichte Hunderttausende und führte zu einem signifikanten Anstieg an Spenden und Bewusstsein. Weil die Zuschauer durch die Story emotional ergriffen wurden, teilten sie das Video eifrig – ein Schneeballeffekt, der die Reichweite enorm erhöhte.
Dieses Beispiel zeigt, dass gerade auf YouTube Emotionalität + Erzählung der Schlüssel sind, um Viralität und Wirkung zu erzielen. Öffentliche Organisationen sollten daher bei Video-Projekten immer fragen: „Was ist die Story dahinter?“ – ob es die Geschichte eines Menschen, eines Objekts oder eines Problems ist. Ein gutes Video hat einen Spannungsbogen wie ein Kurzfilm, selbst wenn es Informationszwecke hat.
Podcasts
Audio-Formate erleben seit Jahren einen Boom – auch hier kann mit Storytelling eine hohe Bindung erreicht werden. Ein großer Vorteil von Podcasts ist die Intimität: Hörerinnen verbringen oft lange Zeit am Stück lauschend und bauen eine fast persönliche Beziehung zur Stimme des Hosts auf. Storytelling in Podcasts bedeutet, durch Worte Bilder im Kopf zu erzeugen.
Viele Museen, Bibliotheken und Wissenschaftseinrichtungen betreiben bereits Podcasts, in denen sie spannende Geschichten rund um ihre Themen erzählen (z.B. Historische Anekdoten, Interviews mit Zeitzeuginnen, Erzählungen von besonderen Fundstücken). Damit ein Podcast fesselt, sollten die Episoden wie Kapitel einer größeren Geschichte gestaltet sein – mit einem klaren Anfang (Aufmacher), einer Entwicklung und einem Abschluss oder Cliffhanger.
Untersuchungen zeigen, dass „bildhafte Sprache in der Audio-Erzählung die Aufmerksamkeit der Hörer steigert“. Wenn eine Erzählerin z.B. eine Szene plastisch beschreibt („Man stelle sich einen Lesesaal vor, 1945, es riecht nach altem Papier…“), laufen im Gehirn der Zuhörer ähnliche Areale ab wie beim tatsächlichen Sehen. Podcasts ermöglichen so ein tiefes Eintauchen in Story-Welten.
Persönliche Geschichten wirken dabei besonders verbindend – wenn z.B. in einem NGO-Podcast eine Mitarbeiterin von ihrem Einsatz in einem Krisengebiet erzählt, fühlen sich Hörer fast wie im persönlichen Gespräch, was das Vertrauen stärkt. Dieser Parasozial-Effekt (das Gefühl, den Erzähler „zu kennen“) ist laut Studien ein Grund, warum Podcasts ideal für Storytelling-Marketing sind.
Für Bibliotheken könnte ein Podcast z.B. lokale Autor*innen interviewen und deren Lebensgeschichten mit dem Ort verweben. Für Stiftungen bietet sich Storytelling an, um die Historie eines Projekterfolgs als Audio-Doku zu erzählen (inkl. Originaltöne von Beteiligten).
Generell gilt: Gute Podcast-Folgen erzählen eine zusammenhängende Geschichte pro Episode (oder über mehrere Folgen als Serie) statt nur Stichpunkte abzuhandeln. Das Medium verzeiht langsameres Tempo – im Gegenteil, es belohnt Atmosphäre und narrative Details, die bei Video evtl. zu lang wären.
Das zeigt sich auch daran, dass viele Podcast-Hörer ritualisiert „dranbleiben“: Podcasts schaffen Fokus, Intimität und sogar einen Hauch Ritual im Alltag, was Organisationen nutzen können, um ihre Botschaften langfristig im Publikum zu verankern. Wichtig: Auch hier sollte am Ende immer ein Call-to-Action oder eine Kernmessage stehen, damit die Story einen klaren Zweck für die Organisation erfüllt.
Zusammengefasst lässt sich festhalten, dass digitales Storytelling kein „One size fits all“ ist – jede Plattform erfordert eine angepasste Erzählweise. Doch ob 15 Sekunden oder 50 Minuten, die Grundprinzipien bleiben: Eine gute Geschichte mit menschlichem Kern weckt Interesse, hält die Aufmerksamkeit und vermittelt Botschaften wirkungsvoller als reine Fakten. Besonders für Bildungs- und Non-Profit-Themen, die oft abstrakt oder ernst sind, kann Storytelling der Türöffner zu mehr Engagement sein.
Best Practices und Fallbeispiele
Abschließend zeige ich euch einige Best Practices für strategisches Storytelling in den genannten Bereichen. Diese bewährten Grundsätze helfen, Geschichten effektiv zu gestalten – untermauert durch Beispiele aus Museen, Bibliotheken, NGOs und Stiftungen:
Zielgruppe als Held*in ins Zentrum stellen
Erfolgreiches Storytelling stellt nicht die Organisation, sondern die Menschen und deren Bedürfnisse in den Vordergrund. Die Zielgruppe soll sich in der Geschichte wiederfinden. Donald Millers StoryBrand betont „Your customer is the hero, not you“– übersetzt auf Non-Profits: Die Begünstigten oder Nutzerinnen* stehen im Mittelpunkt.
Bibliothekar Mychal erfand z.B. die „Patron as hero“-Geschichten, in denen er schildert, wie Bibliotheksbesucher Herausforderungen meistern, anstatt über sich als Bibliothekar zu reden.
Für Museen heißt das: Erzählt die Geschichte eines Besuchers, der etwas Beeindruckendes lernt, statt nur die Institution zu loben. Für Stiftungen: Lasst einen Geförderten seine Erfolgsgeschichte erzählen. Dieses Publikum-zentrierte Erzählen schafft Identifikation und Bindung.
Emotional und authentisch erzählen
Eine Geschichte wirkt nur, wenn sie echt und glaubwürdig rüberkommt. Echte Emotionen schlagen Perfektion. Es empfiehlt sich, realistische, persönliche Geschichten zu nutzen – aus dem echten Leben gegriffen – und diese emotional aufzuladen. Erfolgsgeschichten dürfen ruhig Höhen und Tiefen zeigen (Konflikt!).
Wichtig ist auch Authentizität im Ton: Nicht zu werblich, sondern auf Augenhöhe erzählen. Best Practice: Save the Children setzte in seiner Kampagne echte Geschichten von Kindern aus Kriegsgebieten filmisch um – das Video war roh und ehrlich in der Darstellung des Leids und bewegte Zuschauer nachweislich zu Tränen und Aktionen. Gleichzeitig achten sie darauf, die Würde der gezeigten Personen zu wahren. Das Resultat: hoher Impact durch Glaubwürdigkeit.
Ebenso betonen Studien, dass Storytelling in Non-Profits am besten zündet, wenn es persönlich und emotional ist, denn Authentizität und emotionale Anknüpfungspunkte steigern die Unterstützung und das Engagement.
Die Lesson Learned: Zeigen Sie echte Menschen, echte Gefühle – und scheuen Sie sich nicht, das Herzstück der Sache dramatisch herauszustellen.
Klar strukturieren und auf den Punkt kommen
Auch wenn Geschichten ausschweifen dürfen – für Kommunikationszwecke sollten sie prägnant sein. Eine klare Dramaturgie (siehe Modelle oben) hilft, dass Kernbotschaften nicht untergehen. Fokussieren Sie auf das Wesentliche und entfernen Sie unnötige Details oder Fachjargon.
Pixars Regel „Simplify. Focus.“ gilt ebenso für NGOs: Einfachheit in der Erzählweise erhöht die Verständlichkeit. Donald Miller rät, im Zweifel die Botschaft noch klarer und einfacher auszudrücken, denn klare Botschaften gewinnen immer.
Konkret: Halten Sie sich an einen roten Faden. In Social-Media-Stories lieber ein Szenario erzählen statt fünf. In Blogposts Zwischentitel nutzen, um die Kapitel deutlich zu machen. Bei Videos innerhalb der ersten 10 Sekunden Setup und Konflikt andeuten, damit die Zuschauer wissen, wohin die Reise geht.
Diese Straffung bedeutet nicht, dass die Story banal wird – im Gegenteil, sie sorgt dafür, dass die wichtigen Elemente besser zur Geltung kommen. Eine klare Struktur führt das Publikum an der Hand und verstärkt die Wirkung der Geschichte.
Passend zum Kanal erzählen
Jede Plattform hat ihre eigenen „Story-Regeln“. Passen Sie Länge, Stil und Medium der Geschichte dem Kanal und der Zielgruppe dort an. Auf Instagram funktionieren visuelle, kurze Geschichten mit hohem Emotionalisierungsgrad; auf LinkedIn darf die Story etwas sachlicher und lehrreicher sein; in Podcasts kann man ausführlicher ausholen und eine dichte Atmosphäre schaffen.
Ein gutes Beispiel sind die unterschiedlichen Instagram-Strategien von Museen: Das Met und der Louvre posten hochpolierte, professionell geschnittene Videos – nahezu filmisch –, um eine narrative Inszenierung ihrer Marke zu erreichen, während ein kleineres Museum wie das Cartoon Museum mehr spontane Fotos von Besuchern und personalen Content teilt, was authentisch und nahbar wirkt. Beide Ansätze funktionieren für ihr jeweiliges Publikum. Die Best Practice hier: Kennt eure Ressourcen und eure Community.
Große Organisationen können Storytelling auch mal cineastisch angehen, kleine punkten oft mit Echtheit und Humor. Auch Trends sollte man berücksichtigen – z.B. kurze Untertitel-Videos ohne Ton für Facebook, oder vertical Storytelling für TikTok. Eine Bibliothek, die auf TikTok mitmacht, wird vielleicht mit lustigen Buch-Memes erfolgreicher sein, während auf YouTube ein längerer Vortrag zur lokalen Geschichte funktionieren kann.
Wichtig ist, das Format bewusst zu wählen und konsistent umzusetzen. Nicht jede Geschichte passt 1:1 auf jeden Kanal – daher Geschichten ggf. adaptieren (z.B. die Kernstory eines Blogbeitrags in 3 Insta-Slides visuell erzählen).
Emotionales Ziel und Call-to-Action nicht vergessen
Storytelling in der Organisationskommunikation verfolgt immer ein Ziel – sei es Spenden sammeln, Bewusstsein schaffen oder Besucher anziehen. Daher sollte jede Geschichte am Ende zu einer Handlungsaufforderung oder klaren Botschaft führen, ohne plump zu werden.
Die Erzählung bereitet sozusagen den Boden, auf dem die abschließende Einladung („Unterstütze uns“, „Besuche uns“, „Diskutiere mit“) auf fruchtbaren Grund fällt. Ein Balanceakt: Zuerst Mehrwert durch die Story bieten, dann um etwas bitten.
Best Practices zeigen, wie es geht: Charity: Water etwa erzählte die persönliche Geschichte von Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser und verband diese im Rahmen der „Birthday Campaign“ mit einem Aufruf an die Zuschauer, anlässlich ihres Geburtstags Spenden zu sammeln. Weil die persönliche Betroffenheit so deutlich wurde, folgten Tausende dem Aufruf – die Kampagne erzielte 1,8 Millionen USD und enorme Social-Media-Präsenz. Hier war die Story (ein Geburtstag kann Leben retten) perfekt mit dem CTA verzahnt.
Für öffentliche Einrichtungen könnte das heißen: Eine fesselnde lokale Geschichte erzählen und am Ende die Community einladen, Teil der Geschichte zu werden (z.B. „Schreiben Sie das nächste Kapitel mit uns – kommen Sie zur Veranstaltung XYZ“). Studien und Praxisfälle betonen: Wenn Menschen emotional involviert sind, reagieren sie viel eher auf Aufrufe.
Deshalb sollte jede gute Story ein Ziel im Blick haben – was soll das Publikum fühlen und tun, nachdem es die Geschichte gehört hat? Ist dies klar, kann Storytelling seine volle Kraft als Motor für Engagement entfalten.
Abschließend lässt sich festhalten, dass Storytelling kein Hexenwerk ist, aber strategisches Fingerspitzengefühl erfordert. Die hier vorgestellten Modelle liefern die Baupläne, die psychologischen Erkenntnisse erklären die Wirkung – doch am Ende zählt die konsequente Anwendung.
Authentizität, Empathie, Klarheit und Publikumsfokus erweisen sich dabei als rote Fäden erfolgreicher Geschichten. Institutionen wie Museen, Bibliotheken, NGOs und Stiftungen können durch Storytelling ihre oft begrenzten Mittel maximal hebeln: Eine gut erzählte Geschichte findet Gehör, bleibt im Gedächtnis und bewegt Menschen zum Handeln. Oder kurz gesagt – „Menschen vergessen Fakten, aber Geschichten erinnern sie“.
Indem wir unsere Kommunikation in Geschichten kleiden, schaffen wir Verbindungen zwischen Menschen und Ideen, die andernfalls verloren gingen. Nutzen wir also die Macht des Storytellings, um wichtige Botschaften nachhaltig zu verankern und unsere Zielgruppen mit auf die Reise zu nehmen!

Daniela Vey
Seit 2004 als leidenschaftliche Informationsdesignerin selbständig. Neben meiner Tätigkeit als Dozentin für verschiedene Hochschulen und Akademien, vermittle ich mit Begeisterung mein Expertenwissen in den Bereichen Social Media, Design und User Experience. Auf der AllSocial-Konferenz trifft man mich als Moderatorin und Speakerin.
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