Wie eine positive User Experience den Erfolg auf Social Media steigert
In sozialen Netzwerken entscheidet längst nicht mehr allein der Inhalt, sondern auch WIE dieser erlebt wird. Eine durchdachte User Experience (UX) – also das Nutzererlebnis – auf Social-Media-Kanälen kann den Unterschied ausmachen zwischen scrollenden Passanten und engagierten Followern. Jede Interaktion eines Nutzers mit Ihrem Social-Media-Content prägt die Wahrnehmung Ihrer Marke. Fühlt sich ein Nutzer bei dieser Interaktion wohl und findet schnell, was er sucht, verbindet er diese positiven Eindrücke direkt mit Ihrem Unternehmen.
Insbesondere Tourismusorganisationen, Museen und Stadtverwaltungen stehen vor der Herausforderung, ihre Zielgruppen online abzuholen und zu begeistern. In diesem Blogartikel untersuchen wir, warum eine positive UX auf Social Media so entscheidend ist und wie Sie mit gezielten UX-Methoden Ihre Social-Media-Content-Strategie optimieren können.
Warum ist eine positive User Experience auf Social Media entscheidend?
Soziale Medien sind heute für viele Menschen ein fester Bestandteil des Alltags – und damit ein zentraler Berührungspunkt mit Marken, Destinationen oder öffentlichen Institutionen. Laut Studien nutzen rund 72% der amerikanischen Bevölkerung Social Media (im Vergleich zu nur 5% im Jahr 2005). Insbesondere junge Zielgruppen wenden sich direkt sozialen Netzwerken zu, um nach Informationen zu suchen: Bereits 40% der 18–24-Jährigen nutzen Social Media als primäre Suchmaschine (z.B. für Restaurants, Aktivitäten und Orte).
Das bedeutet: Ihre Social-Media-Präsenz ist für viele die erste Anlaufstelle. Eine gute UX auf diesen Kanälen beeinflusst daher unmittelbar den ersten Eindruck und das Vertrauen. Jeder Social-Media-Post, jeder Kommentar und jede Story ist ein Touchpoint, der zur Brand Experience beiträgt. Ist die Nutzererfahrung positiv – d.h. der Content ansprechend, hilfreich und leicht konsumierbar – stärkt dies die Markenloyalität und erhöht die Chance, dass Nutzer zu Kunden oder Besuchern werden.
Für Tourismus und Kultur ist dies besonders wichtig: Urlauber lassen sich von inspirierenden Instagram-Bildern oder TikTok-Videos zu Reisezielen lenken, Museumsbesucher entscheiden vielleicht anhand eines Social-Media-Posts, ob eine Ausstellung interessant wirkt. Nutzerzentrierung zahlt sich hier aus. Unternehmen haben „nichts im Social Web verloren“, wenn sie Content ohne Blick auf die Bedürfnisse der Nutzer erstellen – nur nutzerfokussierte Inhalte werden wahrgenommen und geteilt. Um im Wettbewerb um Aufmerksamkeit herauszustechen, müssen Tourismusverbände, Museums-Teams und Stadtmarketing-Abteilungen ihre Follower mit positiven Erlebnissen begeistern, anstatt sie nur mit Werbung zu bespielen.
Grundlegende UX-Methoden für die Social-Media-Strategie
Eine UX-orientierte Social-Media-Strategie beginnt mit bewährten Methoden des User Experience Designs, angepasst an die Welt von Instagram, Facebook, Twitter (X) & Co.:
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Zielgruppenanalyse und Personas: Am Anfang steht das Verständnis der Zielgruppe. Wer nutzt Ihre Social-Media-Kanäle? Welche Erwartungen, Interessen und evtl. Barrieren haben z.B. potenzielle Touristen, Museumsfans oder Bürger Ihrer Stadt? Durch Research (Umfragen, Interviews, Auswertung von Insights) lassen sich Personaserstellen – fiktive Stellvertreter Ihrer Kernnutzer. Diese helfen dabei, Inhalte zu planen, die relevant und attraktiv für die jeweiligen Bedürfnisse sind. Ein Facebook-Post für junge Abenteuerreisende wird anders aussehen als ein Twitter-Update für lokale Bürgerinformationen.
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User Journey Mapping: Skizzieren Sie die Reise des Nutzers auf Ihren Social-Media-Plattformen. Vom ersten Kontakt (z.B. ein ansprechendes Foto) über die Interaktion (Like, Kommentar, Klick auf Link) bis zur Konversion (Buchung eines Tickets, Besuch der Website) – jeder Schritt sollte so reibungslos und motivierend wie möglich gestaltet sein. Identifizieren Sie mögliche Abbruchpunkte. Beispiel Tourismus: Ein Nutzer entdeckt auf Instagram ein traumhaftes Urlaubsbild, wischt zum nächsten Beitrag mit weiteren Infos, klickt auf den Link in der Bio zur Buchungsseite – an jedem Punkt muss die Erfahrung überzeugen (schnelle Ladezeiten, mobile Optimierung, klare Infos), sonst springt der Interessent ab.
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Wettbewerbsanalyse aus UX-Sicht: Beobachten Sie die Social-Media-Auftritte ähnlicher Organisationen. Was macht die Konkurrenz besser in Sachen Nutzeransprache? Warum performen bestimmte Posts besser? Lernen Sie von Best Practices – und vermeiden Sie „Informationsverschmutzung“, also eine Reizüberflutung Ihrer Follower. Lieber weniger Beiträge, dafür solche mit echtem Mehrwert, als die Feeds Ihrer Abonnenten mit irrelevanten Posts vollzustopfen. Ein durchdachter Redaktionsplan hilft, Qualität vor Quantität sicherzustellen.
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Iteratives Testen und Datenanalyse: UX-Design ist ein kontinuierlicher Prozess. Nutzen Sie A/B-Tests für Content-Formate (z.B. Bild vs. Video, langer Text vs. kurze Caption) und werten Sie Analytics-Daten aus. Kennzahlen wie Scroll-Stop-Raten, Verweildauer beim Lesen von längeren Posts (etwa LinkedIn-Artikeln), Klickrate auf Links oder auch qualitative Feedbacks (Kommentare, DMs) liefern wertvolle Hinweise, was Nutzer mögen oder wo sie Probleme haben. Passen Sie Ihre Strategie entsprechend an – Social Media bietet den Vorteil, Feedback quasi in Echtzeit zu erhalten.
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Design Thinking für Content-Ideen: Methoden wie Brainstorming, Empathy Mapping oder Storyboardskönnen helfen, kreative und nutzerzentrierte Social-Media-Aktionen zu entwickeln. Versetzen Sie sich ins Umfeld Ihrer Zielgruppe: Welche Inhalte würden Sie begeistern, wenn Sie selbst Tourist in Ihrer Stadt wären? Oder was würde Ihnen als Museumsfan spontan ein Lächeln ins Gesicht zaubern? Solche empathischen Ansätze sorgen dafür, dass Ihre Kampagnen nicht am Nutzer vorbeigeplant werden.
UX-Prinzipien anwenden: Content-Design und Interaktionsstrategien
Wie lässt sich das abstrakte UX-Denken nun konkret auf Posts, Stories & Tweets anwenden? Hier einige zentrale UX-Prinzipien für Social-Media-Content:
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Relevanz und Mehrwert:
Social-Media-Nutzer scrollen schnell weiter, wenn ein Inhalt sie nicht anspricht. Stellen Sie sicher, dass jeder Post einen klaren Nutzen oder eine Botschaft für die anvisierte Zielgruppe bietet. Für eine Museumsseite könnte das ein kurzer Videoclip sein, der ein spannendes Exponat zeigt und den Besucher mit einer Frage oder Trivia einbezieht. Für eine Stadtverwaltung vielleicht ein knackiges FAQ-Post zu einem aktuellen Thema (z.B. „5 Dinge, die Sie über das neue Parkraumkonzept wissen müssen“). Inhalte, die relevant undansprechend gestaltet sind, bieten eine gute UX und bleiben eher im Gedächtnis der Nutzer. -
Klarheit und visuelle Gestaltung:
Genauso wie bei Websites gilt auch bei Social-Media-Posts: übersichtliches Design erleichtert die Nutzung. Verwenden Sie leicht lesbare Schriften und genug Kontrast (insbesondere wichtig bei Text in Bildern). Strukturieren Sie längere Beiträge mit Absätzen oder Bulletpoints, damit Nutzer die Kernpunkte auf einen Blick erfassen können. Ein zu großer Info-Dump überfordert die Leser – Informationen sollten wohldosiert und auf den Punkt gebracht sein.Visuelle Hierarchie hilft: Ein auffälliges Bild oder eine fesselnde Überschrift weckt Interesse, anschließend führen Zwischenüberschriften oder Emojis den Blick durch den Text. Denken Sie auch an Plattform-Konventionen: Auf Twitter etwa funktioniert prägnanter, lockerer Ton mit passenden Hashtags, auf Instagram sind hochwertige Bilder/Videos mit einem kurzweiligen Text und ein paar Emojis oft erfolgreicher.
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Konsistenz und Wiedererkennbarkeit:
Ein konsistentes Look & Feel sowie ein einheitlicher Tonfall schaffen Vertrauen. Stimmen Sie Ihre Social-Media-Gestaltung auf das Corporate Design ab (Farben, Logos, Bildsprache) und nutzen Sie pro Plattform eine einheitliche Tonality, die zur Marke passt – sei es informativ-seriös, locker-humorvoll oder inspirierend-emotional.Wiedererkennbarkeit erhöht den Wohlfühlfaktor: Nutzer wissen, was sie erwartet, und fühlen sich in Ihrer „digitalen Präsenz“ zuhause, ähnlich wie auf einer gut designten Website.
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Emotionen und Storytelling:
UX bedeutet auch, emotionale Erlebnisse zu schaffen. Gerade im Tourismus und Kulturbereich sollten Posts Geschichten erzählen statt nur Fakten aufzuzählen. Erzeugen Sie positive Emotionen – Freude, Staunen, Neugierde. Das kann durch eindrucksvolle Bilder passieren, aber auch durch Texte, die Kopfkino auslösen.Eine Stadt kann zum Beispiel in einem Facebook-Post die Geschichte hinter einer historischen Statue erzählen, statt nur deren Standort zu posten. Ein Museum könnte eine kurze Instagram-Story machen, die eine spannende Anekdote zu einem Gemälde mit passenden Bildern verbindet. Solches Storytelling macht den Content ansprechender und bleibt bei den Nutzern hängen. Gefühle beeinflussen maßgeblich die Entscheidung, ob man sich weiter mit einer Sache beschäftigt oder nicht.
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Interaktive Elemente fördern:
Eine hervorragende Social-Media-UX zeichnet sich oft durch hohe Interaktionsraten aus. Binden Sie Ihre Community aktiv ein! Nutzen Sie Features wie Umfragen, Quiz oder Fragen-Sticker (z.B. in Instagram Stories), um Nutzer mitmachen zu lassen. Das erhöht nicht nur die Verweildauer, sondern vermittelt den Followern auch das Gefühl, gehört zu werden – ihre Meinung zählt.Eine hohe Engagement-Rate wirkt sich außerdem positiv auf die Algorithmen der Plattformen aus, was wiederum Ihre Reichweite erhöht. Planen Sie also regelmäßige Mitmach-Aktionen: Ein Quiz der Woche, eine offene Frage („Was war euer schönstes Erlebnis in unserem Museum?“), ein Fotowettbewerb für den schönsten Urlaubsmoment in der Region etc. – der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.
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Call-to-Action und Nutzerführung:
UX in Social Media bedeutet auch, den Nutzer gezielt zu führen. Überlegen Sie bei jedem Post, was der nächste Schritt sein soll. Möchten Sie, dass der Leser einen Link klickt, einen Kommentar hinterlässt, etwas teilt oder an einer Umfrage teilnimmt? Machen Sie diese Aktion klar und attraktiv. Ein klarer Call-to-Action (CTA) – z.B. „Jetzt Ticket sichern“, „Video anschauen“, „Ihre Meinung in den Kommentaren?“ – leitet die Nutzer und erhöht die Konversionsrate.Wichtig: CTAs sollten nicht aufdringlich wirken, sondern natürlich in den Kontext passen und dem Nutzer echten Mehrwert bieten (niemand klickt gern auf „Hier kaufen“, ohne überzeugt zu sein, warum). Gute Nutzerführung zeigt sich auch in Profilen: Fixieren (pinnen) Sie wichtige Beiträge oben auf der Seite, nutzen Sie Highlights (bei Instagram) oder Guides, um Inhalte thematisch zu bündeln und neuen Besuchern eine intuitive Navigation durch Ihre Top-Inhalte zu ermöglichen.
Nutzerführung: Intuitive und ansprechende Inhalte gestalten
Eine positive UX auf Social Media heißt, dass sich Nutzer intuitiv zurechtfinden und sich gerne durch Ihre Inhalte „bewegen“. Hier ein paar Strategien, um Nutzer geschickt zu führen und Content besonders benutzerfreundlichaufzubereiten:
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Serien und regelmäßige Formate:
Wiederkehrende Formate erleichtern den Followern die Orientierung. Beispielsweise könnte ein Museum jeden Montag einen „Exponat der Woche“ posten oder eine Tourismusorganisation jeden Freitag einen Insider-Tipp („Weekend-Tipp: Veranstaltungen in XY“). Solche Serien schaffen Erwartungshaltung und binden die Nutzer regelmäßig ein. Die Inhalte lassen sich mit einem einheitlichen Hashtag oder Designelement kennzeichnen, sodass man sie auf einen Blick erkennt. Das Prinzip ähnelt dem einer TV-Serie – Konsistenz schafft Bindung. -
Schritt-für-Schritt-Inhalte:
Überfordern Sie Ihre Community nicht mit allem auf einmal. Wenn Sie komplexe Infos haben (z.B. neue Regeln, ausführliche Eventankündigungen), zerlegen Sie diese in verdauliche Häppchen. Karussell-Posts (Mehrbild-Posts) auf Instagram etwa eignen sich ideal, um Schritt-für-Schritt durch ein Thema zu führen – jeder Swipe ein neuer Punkt. So bleibt der Nutzer eher dran, als vor einem endlosen Text abzuschrecken. Auch Twitter-Threads können genutzt werden, um eine Geschichte in Abschnitten zu erzählen, anstatt einen einzigen langen Post zu schreiben. -
Visuelle Leitfäden:
Nutzen Sie Grafiken oder Infografiken, um komplexe Inhalte einfacher darstellbar zu machen. Ein Stadtmarketing könnte beispielsweise eine Infografik posten, die den Ablauf einer Bürgerbeteiligung visualisiert – vom Online-Forum bis zur Entscheidung. Solche visuelle Nutzerführung spricht die Sinne an und bleibt besser hängen als reiner Text. -
Cross-Channel-Integration:
Denken Sie daran, dass Social Media oft Teil einer größeren User Journey ist (Stichwort Omnichannel). Führen Sie Nutzer, die tiefer ins Thema einsteigen wollen, nahtlos weiter: Etwa durch einen Link zur Website mit detaillierten Infos, einen „Zur Buchung“-Button, oder den Hinweis auf weitere Kanäle („Mehr Impressionen in unserem YouTube-Video – Link in Bio“). Die Übergänge zwischen Social Media und anderen Kanälen sollten möglichst fließend und frustfrei sein. Wenn jemand von einem Facebook-Post der Stadtverwaltung auf ein Online-Formular klickt, muss dieses mobil gut bedienbar sein – sonst war die beste UX auf Social Media umsonst. Planen Sie also immer den nächsten Klick mit. -
Vermeidung von Sackgassen:
Genauso wichtig wie das Anleiten der Nutzer ist es, Frustrationserlebnisse zu vermeiden. Prüfen Sie regelmäßig, ob alle angegebenen Links funktionieren, ob „Swipe-Up“-Aktionen (bzw. Link-Sticker) in Stories korrekt hinterlegt sind und ob Kontakthinweise aktuell sind. Nichts ist ärgerlicher, als einem CTA zu folgen und dann im Leeren zu landen. Eine gute UX bedeutet, dass der Nutzerflow stimmig ist – von der ersten Neugier bis zur gewünschten Aktion.
Durch solche Maßnahmen fühlt sich Ihre Community an die Hand genommen, ohne bevormundet zu werden. Inhalte wirken intuitiv erfassbar, die Nutzer „finden sich zurecht“ und erleben Ihre Social-Media-Seiten als aufgeräumt, nützlich und angenehm – genau das, was UX erzielen soll.
Barrierefreiheit und Inklusion in der Social-Media-Kommunikation
Ein oft unterschätzter Aspekt der User Experience ist die Barrierefreiheit. „Social Media ist für alle da“ – mit barrierefreier UX ermöglichen Sie tatsächlich allen Menschen, Ihre Social-Media-Inhalte zu erleben. Insbesondere öffentliche Einrichtungen wie Museen oder Stadtverwaltungen tragen hier auch eine Verantwortung, niemanden auszuschließen. Folgende Punkte sollten beachtet werden:
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Alt-Texte und Bildbeschreibungen:
Stellen Sie bei jeder Plattform, die Sie nutzen, sicher, dass Bilder mit Alternativtexten versehen sind. Diese beschreiben den Bildinhalt für sehbehinderte Menschen, die Screenreader verwenden. Zum Beispiel: Ein Facebook-Post eines Tourismusverbands mit einem Strandfoto sollte im Alt-Text erwähnen „Foto eines palmengesäumten Sandstrandes bei Sonnenuntergang, Urlauber im Vordergrund“. Twitter, Instagram und Facebook bieten Felder für diese Beschreibungen an. -
Untertitel und Transkripte:
Nutzen Sie viel Video-Content? Dann versehen Sie Ihre Videos mit Untertiteln. Viele Nutzer schauen Videos unterwegs ohne Ton – Untertitel verbessern also nicht nur Barrierefreiheit, sondern die UX generell. Für Audio-Inhalte (z.B. Twitter Spaces oder Podcasts, die Sie bewerben) bieten Sie nach Möglichkeit Transkripte an oder fassen die wichtigsten Punkte schriftlich zusammen. -
Einfache Sprache:
Achten Sie auf verständliche Sprache und vermeiden Sie unnötiges Fachchinesisch. Inhalte in leicht verständlicher Form kommen nicht nur Menschen mit kognitiven Einschränkungen zugute, sondern schlicht allen Usern, insbesondere in stressigen, schnellen Social-Media-Umgebungen. Eine Stadtverwaltung könnte z.B. komplizierte Rechtsbegriffe übersetzen oder mit Beispielen erklären. Im Zweifel: kurze Sätze, aktive Sprache, gängige Wörter. -
Inklusive Ansprache:
UX umfasst auch das Gefühl von Inklusion. Achten Sie darauf, Ihre Community divers anzusprechen. Verwenden Sie gendergerechte Formulierungen, zeigen Sie unterschiedliche Menschen in Bildern, und respektieren Sie kulturelle Unterschiede. Ein Museum, das international besucht wird, sollte wichtige Infos ggf. zweisprachig posten (Deutsch und Englisch), damit auch fremdsprachige Nutzer sich abgeholt fühlen. -
Technische Barrierefreiheit:
Stellen Sie sicher, dass Ihre Profile selbst zugänglich sind. Verwenden Sie z.B. in Hashtags den CamelCase (SchreibWeise) für Screenreader (#LoveTirol statt #lovetirol), und achten Sie darauf, keine ASCII-Zeichen zu verwenden, die von Vorleseprogrammen falsch interpretiert werden könnten. Prüfen Sie die Farbkombinationen Ihrer Grafiken auf genügend Kontrast.
Barrierefreiheit zahlt unmittelbar auf eine positive UX ein: Niemand sollte frustriert wegklicken müssen, weil er Inhalte nicht wahrnehmen oder verstehen kann. Zudem wird Barrierefreiheit künftig auch rechtlich wichtiger – das neue Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) verpflichtet ab Juni 2025 viele Unternehmen und öffentliche Stellen, ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten. Wer also jetzt in inklusive Social-Media-Strategien investiert, ist nicht nur UX-Vorreiter, sondern auch für die Zukunft gut aufgestellt.
Praxisbeispiele: Erfolgreiche Social-Media-Kampagnen mit starkem UX-Fokus
Ein Blick in die Praxis zeigt, wie UX-orientierte Strategien Social-Media-Kanäle zum Erfolg geführt haben. Hier einige inspirierende Beispiele aus Tourismus, Kultur und Verwaltung:
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Tourismus: #lovetirol – Emotionen und Mitmach-Elemente vereint
Die Kampagne „Tirol – Wofür schlägt dein Herz?“ zeigt, wie eine Destination mithilfe von Storytelling und Nutzerbeteiligung eine breite Zielgruppe begeistert hat. Unter dem Claim #lovetirol wurden Menschen eingeladen, ihre persönlichen Herzmomente in Tirol auf Social Media zu teilen. Die Kommunikation setzte stark auf emotionale Bildsprache und die Geschichten der Nutzer selbst – der Mensch und sein Erlebnis standen im Mittelpunkt. Diese nutzerzentrierte Herangehensweise schuf authentische Inhalte, in denen sich viele wiederfinden konnten.Das Resultat war eine interaktive 360°-Kampagne, die Online- und Offline-Maßnahmen verzahnte und die Marke Tirol nachhaltig stärkte. Für Tourismusorganisationen ist dies ein Lehrstück: UX im Social Web heißt, den potenziellen Gast emotional abzuholen und ihn zum Teil der Markenstory werden zu lassen.
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Museum: #MetTwinning – Nutzer als Teil der Kunst
Ein berühmtes Beispiel aus der Museumswelt lieferte das Metropolitan Museum of Art (Met) in New York mit der Aktion #MetTwinning. Noch vor den Pandemie-Lockdowns rief das Met seine Follower dazu auf, Kunstwerke aus der Sammlung mit Alltagsgegenständen nachzustellen und die Fotos davon zu teilen. Als während der Quarantäne viele Menschen zu Hause waren, ging die Aktion viral – die Nutzer hatten enormen Spaß daran, Gemälde und Skulpturen kreativ zu „zwillingen“. Die so entstandenen User-Beiträge waren witzig, originell und verliehen der ehrwürdigen Institution eine ungeahnte Nahbarkeit. Vor allem aber wirkten sie authentisch und glaubwürdig. Museumsbesucher vertrauten den Empfehlungen und Beiträgen anderer Besucher mehr als reinen Marketingbotschaften.Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll: Eine nutzerfokussierte Content-Idee, die Kreativität und Interaktion fördert, kann die Markenwahrnehmung positiv beeinflussen („die Marke fühlte sich plötzlich wärmer an“) und enorme Reichweiten erzielen – selbst für ein Museum. Ähnliche Mitmach-Aktionen wurden weltweit adaptiert (man denke an das Getty Museum mit seiner viralen #GettyMuseumChallenge). Für Museen bedeutet das: UX-orientiertes Denken – hier die Empathie für gelangweilte Daheimgebliebene – kann zu innovativen Social-Media-Konzepten führen, die neue (vor allem jüngere) Zielgruppen anziehen und bestehende enger binden.
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Stadtverwaltung: Polizei Berlin auf Twitter – Informationen mit Menschlichkeit
Behörden und Verwaltungen müssen auf Social Media oft einen Grat zwischen Sachlichkeit und Bürgernähe meistern. Ein herausragendes Beispiel liefert die Polizei Berlin auf Twitter. Sie nutzt den Kurznachrichtendienst einerseits, um zeitnah über aktuelle Ereignisse und Einsätze zu informieren – ein wichtiger Service für die Bürger. Andererseits hat das Social-Media-Team der Polizei Berlin einen unverwechselbaren Ton gefunden: trocken-humorvolle Tweets, die immer wieder für Schmunzeln sorgen, sind zu ihrem Markenzeichen geworden. Etwa wenn präventiv getwittert wird: „Wenn Sie schon Drogen zu Hause haben, stellen Sie sicher, dass Sie keinen Einsatz wegen eines rauchenden Kochtopfs auslösen“ – ein scherzhafter Hinweis, der in der Community viral ging.Diese Mischung aus Nützlichkeit (schnelle Infos, Antworten auf Bürgerfragen) und lockerem, menschlichem Ton ist eine UX-Erfolgsgeschichte: Die Berliner Polizei hat Hunderttausende Follower, ihr Auftritt wird oft als vorbildlich für Behördenkommunikation genannt. Wichtig dabei: Hinter dem Humor steht immer Empathie und Respekt gegenüber den Bürgern; man kommuniziert „auf Augenhöhe“.
Das Ergebnis sind hohe Interaktionsraten und eine Vertrauensbildung in einer Institution, die traditionell Distanz zum Bürger hatte. Für andere Stadtverwaltungen liegt hier die Chance, durch nutzergerechte Ansprache(verständliche Sprache, freundlicher Ton und Dialogbereitschaft) die Beziehung zur Bevölkerung zu stärken.
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Kultureinrichtung: Black Country Living Museum – TikTok als Turbo
Nicht nur große Player können mit UX-Fokus punkten. Das Black Country Living Museum, ein eher unbekanntes Freilichtmuseum in England, wurde 2020/21 zum weltweit meistgefolgten Museum auf TikTok. Wie? Durch konsequentes Eingehen auf die Besonderheiten der Plattform und die Interessen der User. Mit originellen Kurzvideos, in denen kostümierte Darsteller historische Szenen humorvoll nachstellten, traf das Museum genau den Nerv der TikTok-Community.Die Inhalte waren lehrreich und unterhaltsam – perfekt für das Format. Die UX stimmte hier auf allen Ebenen: schnelle Snackable Content, trendgerechte Musik, interaktive Kommentare. Die Belohnung: ein rasanter Zuwachs an Followern weltweit und ein Besucherboom vor Ort nach Aufhebung der Lockdowns. Dieser Case zeigt: Eine plattformgerechte, nutzerorientierte Content-Strategie kann selbst mit kleinem Budget riesige Wirkung entfalten. Entscheidend ist, die User Journey auf dem jeweiligen Kanal zu verstehen – im Fall TikTok erwartet der Nutzer Entertainment, Inspiration und Authentizität, keine steifen Werbebotschaften.
Diese Beispiele verdeutlichen, dass eine positive User Experience kein abstraktes Konzept bleibt, sondern sich in konkreten Erfolgen messen lässt – sei es an viralen Kampagnen, gestiegenen Besucherzahlen oder einer engagierten Community. Die Herausforderung besteht darin, UX-Prinzipien kreativ und passend zur eigenen Marke umzusetzen. Die Chance: Gerade in Tourismus, Kultur und Verwaltung gibt es enormes Potenzial, sich mit nutzerzentrierten Ansätzen von der Masse abzusetzen und nachhaltig Bindungen aufzubauen.
Fazit
Eine gelungene Social-Media-Content-Strategie und User Experience gehören untrennbar zusammen. Im Zeitalter unendlicher Scroll-Feeds gewinnen die Organisationen die Aufmerksamkeit – und das Herz – der Nutzer, die deren Erwartungen in den Mittelpunkt stellen. Positive UX auf Social Media bedeutet, Inhalte zu bieten, die relevant, attraktiv, leicht zugänglich und inklusiv sind. Tourismusdestinationen, Museen und Stadtverwaltungen können durch nutzerzentriertes Denken ihre Online-Präsenz deutlich aufwerten: Vom ersten inspirierenden Eindruck bis zur langfristigen Community-Pflege.
Wichtig ist, kontinuierlich dazuzulernen – durch Feedback, Analysen und den Blick über den Tellerrand. Die sozialen Medien entwickeln sich ständig weiter, und mit ihnen die Ansprüche der Nutzer. Wer hier agil bleibt und UX-Methoden gezielt einsetzt, schafft Erlebnisse, die im Gedächtnis bleiben. Denn am Ende des Tages gilt: Begeisterte Follower sind die besten Botschafter. Eine positive User Experience in Ihren Social-Media-Kanälen zahlt direkt auf Ihre Ziele ein – sie fördert Engagement, Vertrauen und letztlich den Erfolg Ihrer Organisation in der digitalen Sphäre.
Setzen Sie UX als strategischen Leitfaden ein, dann wird aus bloßem Content echte Kommunikation und aus Followern eine verbundene Gemeinschaft.
Starten Sie jetzt – Ihre Nutzer werden es Ihnen danken. Jede Organisation ist einzigartig – doch die Grundprinzipien einer guten User Experience auf Social Media sind universell anwendbar. Packen wir es an!
Weiterführende Lesetipps & Quellen
Die im Text referenzierten Studien, Artikel und Beispiele entstammen u.a. der Nielsen Norman Group, Fachblogs und Praxisberichten (siehe Zitiernachweise). Sie unterstreichen die Bedeutung von UX für Social Media und bieten Inspiration zur konkreten Umsetzung
UX-Methoden und Nutzerverhalten auf Social Media
-
Nielsen Norman Group (NNG) – „Social Media UX: What Users Expect“
👉 www.nngroup.com/articles/social-media-ux/
Ein fundierter Artikel über UX-Grundlagen für Social Media, Nutzererwartungen und Best Practices für eine bessere User Experience auf digitalen Plattformen. -
UX Collective – „UX in Social Media: A Designer’s Perspective“
👉 uxdesign.cc (Suchbegriff: „UX in Social Media“)
Beleuchtet, wie UX-Prinzipien auf Social-Media-Plattformen angewendet werden können, um Inhalte benutzerfreundlicher zu gestalten. -
Baymard Institute – „Mobile UX Best Practices“
👉 www.baymard.com/blog/mobile-ux-best-practices
Empfehlungen für UX-Optimierungen speziell für mobile Endgeräte – relevant für Social-Media-Content, der größtenteils mobil konsumiert wird.
Social Media Content-Strategien mit UX-Fokus
-
HubSpot – „How to Improve Social Media Engagement Using UX Principles“
👉 blog.hubspot.com (Suchbegriff: „Social Media UX“)
Erklärt, wie man mit UX-Techniken das Engagement auf Social Media steigert und Nutzer auf den Plattformen länger bindet. -
Content Design London – „Content-First UX Design“
👉 contentdesign.london
Ein tiefgehender Ansatz zum UX-optimierten Content-Design – ideal für Social Media Strategien. -
Buffer Blog – „The Science of Social Media Engagement“
👉 buffer.com/resources (Suchbegriff: „UX and Social Media“)
Gibt Einblick in Datenanalysen und UX-Strategien, die die Engagement-Raten auf Plattformen wie Instagram, Facebook und Twitter verbessern können.
Praxisbeispiele erfolgreicher UX-Strategien auf Social Media
-
Case Study: Black Country Living Museum auf TikTok
👉 www.museumnext.com/article/black-country-living-museum-on-tiktok/
Wie ein kleines Museum durch UX-optimierte Social-Media-Strategien zum weltweit meistgefolgten Museum auf TikTok wurde. -
Case Study: #MetTwinning – The Metropolitan Museum of Art
👉 www.metmuseum.org/blogs (Suchbegriff: „MetTwinning Social Media“)
Eine kreative, UX-orientierte Kampagne, die Nutzer spielerisch mit Kunst interagieren ließ und viral ging. -
Case Study: Polizei Berlin auf Twitter – Menschliche UX in Behördenkommunikation
👉 www.presseportal.de/blaulicht/polizeiberlin (Suchbegriff: „Twitter Social Media Strategie“)
Wie die Berliner Polizei Social Media nutzte, um mit humorvoller und nutzerzentrierter Kommunikation Reichweite und Vertrauen zu steigern.

Daniela Vey
Seit 2004 als leidenschaftliche Informationsdesignerin selbständig. Neben meiner Tätigkeit als Dozentin für verschiedene Hochschulen und Akademien, vermittle ich mit Begeisterung mein Expertenwissen in den Bereichen Social Media, Design und User Experience. Auf der AllSocial-Konferenz trifft man mich als Moderatorin und Speakerin.
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